Insurtechs: "Das globale Kräfteverhältnis verschiebt sich"
Die Insurtech-Investitionen weltweit blieben auch im dritten Quartal 2017 sehr hoch: Zwar lag das Investitionsvolumen von 312 Millionen US-Dollar um 68 Prozent unter dem Rekordwert von 985 Millionen US-Dollar aus dem zweiten Quartal. Doch das Interesse an diesem Sektor bleibt ungebrochen. Dies zeigt das „InsurTech Briefing“ für das dritte Quartal 2017 der Unternehmensberatung Willis Towers Watson.
Insbesondere in China und den Schwellenländern Asiens zeige sich, dass sich innovative Technologien dort schneller durchsetzen als in reifen Märkten mit technologischer Historie. „In dem Briefing haben wir erörtert, ob Technologien das Potenzial haben, nationale Versicherungsmärkte zu beeinträchtigen und das globale Kräfteverhältnis zwischen (Rück-)Versicherern in Industrie- und Schwellenländern zu verändern“, sagt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung von Willis Towers Watson in Deutschland.
Die Studie untersucht darüber hinaus, welche Auswirkungen die Modularisierung der Versicherungswertschöpfungskette dadurch haben könnte, dass diese in immer kleinere und speziellere Bestandteile zerlegt werden kann, während die Versicherungsbranche zunehmend global agiert. „Unsere Analyse der Versicherungsmärkte in China und den asiatischen Schwellenländern stützt unsere grundsätzliche Erwartung“, sagt Dr. Carsten Hoffmann, Director und verantwortlich für Digitalisierungsthemen bei Willis Towers Watson. „So, wie sich die Versicherungsbranche globalisiert und sich Wertschöpfungsketten in immer mehr spezialisierte kritische Funktionen zerteilen, wird sich die Technologie, die diese Funktionen unterstützt, zunehmend über unterschiedliche geografische Märkte hinweg einsetzen lassen.“
Mit 48 Schaden/Unfall- und Kranken/Lebensversicherungs-Transaktionen wurde für Insurtech-Investitionen weltweit das bis heute dritthöchste Quartalsergebnis ermittelt. Dabei falle auf, dass sich sechs Unternehmen aus den Schwellenländern Asiens, darunter drei aus China, Kapital beschafft haben. Die höchste Transaktion war mit 50 Millionen US-Dollar die Finanzierung der in Hongkong ansässigen Versicherungs-Vergleichsplattform CompareAsiaGroup.
China als drittgrößter Versicherungsbinnenmarkt der Welt verzeichnet das global bedeutendste Wachstum aller Regionen. „Wir gehen davon aus, dass das anhaltende Wachstum kaum von der existierenden Infrastruktur eingeschränkt wird, anders als in den Industrieländern“, so Klüttgens. „Während die chinesische Versicherungsrevolution den Weg für neue Mainstream-Produkte ebnet, treibt die chinesische Wirtschaft zugleich die Entwicklung neuer Vertriebsmodelle voran.“
Klüttgens weiter: „Aufstrebende Märkte wie China zu beobachten, gestattet uns einen Blick in die Zukunft. Wir sehen, in welche Richtung sich die Versicherungs-Wertschöpfungskette auch in den Industrieländern entwickeln wird.“ Hoffmann ergänzt: „Trotz des aktuellen Hypes um die Insurtechs, bleiben die Zugangshürden zur Versicherungsbranche für die breite Mehrheit der Insurtech-Startups hoch. Doch ungeachtet des begrenzten Einflusses, den die Unternehmen bisher auf die Versicherungsmärkte in den Industrieländern hatten, zeichnet sich deutlich ab, dass neu gewachsene Märkte offener sind für innovative Start-ups.“
Quelle: Pressemitteilungen Willis Towers Watson
Willis Towers Watson bietet Advisory, Broking und Solutions. Das Unternehmen beschäftigt rund 39.000 Mitarbeiter in mehr als 120 Ländern. (mb1)