Interesse an Unternehmenszukäufen steigt in Deutschland auf Rekordwert
Trotz eingetrübter Konjunkturaussichten wollen Unternehmen verstärkt in Zukäufe investieren. In Deutschland ist der M&A (Mergers & Acquisitions)-Appetit auf ein Rekordhoch gestiegen. 61 Prozent der befragten Unternehmen wollen in den kommenden zwölf Monaten zukaufen - das ist der höchste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2010. Vor sechs Monaten lag der Anteil bei 50 Prozent. Auch weltweit steigt das Interesse an Zukäufen (von 50 auf 57 Prozent). Das sind Ergebnisse des aktuellen „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.700 Managern in Großunternehmen weltweit, davon 100 in Deutschland.
Verschlechtert haben sich in den vergangenen sechs Monaten die Konjunkturerwartungen. Ein Drittel der befragten Unternehmen in Deutschland erwartet kurzfristig eine Verschlechterung der Weltkonjunktur. Bei der Befragung im April erwartete nur jedes fünfte eine Verschlechterung. Damit sind die deutschen Unternehmen pessimistischer als die internationale Konkurrenz: Weltweit erwartet knapp jedes vierte Unternehmen eine Verschlechterung - auch dies eine Steigerung im Vergleich zur Befragung im April, als etwa jedes siebte Unternehmen sich auf eine schwächere Konjunktur einstellte.
Insbesondere die Währungsschwankungen und die volatilen Preise von Rohstoffen bereiten der Wirtschaft weltweit Sorgen. Für jedes dritte Unternehmen stellen sie das größte Risiko dar. Fast ebenso viele sehen in der politischen Instabilität im eigenen Land das größte Risiko. Der Wachstumseinbruch in China oder der Brexit bereiten dagegen nur sieben beziehungsweise fünf Prozent der Unternehmen das größte Kopfzerbrechen.
Alexander Kron, Partner und Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz: „Die politische Unsicherheit in wichtigen Märkten wie den USA, Russland oder der gesamten EU, die deutliche Wachstumsdelle in China und das generell extrem volatile Umfeld verunsichern die Unternehmen weltweit. Gerade die exportstarke deutsche Industrie ist von stabilen und verlässlichen Märkten abhängig und schaut deshalb mit Sorge auf die weltweiten Entwicklungen. Gerade vor diesem Hintergrund steigt das Interesse an Übernahmen deutlich an - gerade bei den auf die internationalen Märkte ausgerichteten deutschen Unternehmen. Auf diese Weise versuchen die Konzerne auf neuen Märkten Fuß zu fassen und ihr Portfolio sinnvoll zu ergänzen. Da viele Unternehmen gleichzeitig Teilbereiche verkaufen, weil sie nicht mehr zu ihrem Kerngeschäft gehören, sind derzeit viele Übernahmeziele auf dem Markt.“
Die Unternehmen schätzen die generelle Entwicklung auf dem M&A-Markt weltweit aber eher zurückhaltend ein. 29 Prozent weltweit und zwölf Prozent in Deutschland gehen von einem steigenden Deal-Volumen aus. Die Mehrheit von 62 Prozent weltweit beziehungsweise 83 Prozent in Deutschland erwartet eher, dass das M&A-Volumen gleich bleibt.
Quelle: Pressemitteilung EY
Ernst & Young ist ein globales Netzwerk rechtlich selbstständiger und unabhängiger Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmens- beziehungsweise Managementberatung. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist London. Die Gruppe beschäftigt über 212.000 Mitarbeiter an 700 Standorten in 150 Ländern. (Stand: 30. Juni 2015) (TH1)