Investmentmarkt Deutschland: Die Ruhe vor dem Sturm?
In einem aktuellen „Market in Minutes“ (MiM) hat der Immobiliendienstleister Savills auf den Investmentmarkt in Deutschland geblickt. Einige Aspekte: Der deutsche Immobilieninvestmentmarkt läuft weiterhin auf Sparflamme. Im Oktober haben wir ein Transaktionsvolumen von circa 1,4 Milliarden Euro registriert. Das ist im bisherigen Jahresverlauf der zweitniedrigste Wert, unterboten nur vom Februar. Die Zahl der Transaktionen – 72 Einzelobjekt- und zehn Portfolioverkäufe – entsprach dem monatlichen Durchschnitt des laufenden Jahres. Vor allem das Volumensegment ab etwa 50 Millionen Euro blieb recht illiquide. Die Zahl der Transaktionen lag im einstelligen Bereich. Jenseits von 100 Millionen Euro haben wir nur einen Verkauf registriert.
Mit Blick auf laufende und anstehende Verkaufsprozesse geht Savills davon aus, dass sich das Bild mindestens bis zum Jahresende nicht groß ändern wird. Denn weiterhin gilt für weite Teile des Marktes: Wer nicht verkaufen muss, mache das auch nicht. Allerdings nehme der Verkaufsdruck absehbar zu und es wird mit einer steigenden Zahl von Objekten gerechnet, bei denen ein Verkauf alternativlos sei. Konkret beobachten lasse sich das schon im Projektentwicklungsbereich, wo nun mit der Verwertung insolventer Projekte begonnen werde. Ein weiteres Indiz für steigenden Verwertungsdruck sei der Anstieg „notleidender“ Kredite (Non-Performing Loans). So hat sich das mit Gewerbeimmobilien besicherte NPL-Volumen deutscher Banken nach Daten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde im ersten Halbjahr 2023 um mehr als 40 Prozent auf circa 8,1 Milliarden Euro erhöht. Mit lediglich 2,9 Prozent am gesamten Gewerbeimmobilienkreditvolumen dieser Banken sei der Anteil zwar weiterhin gering, der Anstieg der vergangenen Monate dürfte jedoch den Beginn einer längeren Entwicklung markieren. Ist die aktuelle Phase am Investmentmarkt angesichts dieser Gemengelage also die Ruhe vor dem (Angebots-)Sturm? Savills rechne zwar mit einem steigenden Angebot, denke aber, dass sich dieser Prozess eher langsam als sprunghaft vollziehen wird, wenngleich die Dynamik im Laufe der Monate zunehmen könnte.
Umgekehrt sei ein Anstieg der Nachfrage zumindest im risikoaversen Bereich zunächst nicht absehbar. Jüngstes Indiz dafür seien die Nettomittelabflüsse, die offene Immobilienpublikumsfonds erstmals seit sechs Jahren zu verzeichnen hatten. Investitionswilliges Kapital ist allerdings durchaus vorhanden, sodass ein steigendes Angebot die Zahl der Transaktionen wieder steigen, die Preise jedoch weiter fallen ließe. (DFPA/mb1)
Savills plc ist ein weltweit tätiges Immobilien-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in London. Tätigkeitsschwerpunkte sind Beratungs-, Management- und Transaktionsdienstleistungen. Das 1855 gegründete Unternehmen beschäftigt über 40.000 Mitarbeiter weltweit.