Kommentar: Angst vor zweiter Inflationswelle eröffnet Chancen bei Anleihen
Seit Fed-Chef Jerome Powell im Dezember des vergangenen Jahres die Aussicht auf eine wieder etwas gelockerte Geldpolitik anklingen ließ, war für die Märkte klar, dass die US-Zentralbank die Leitzinsen senken würde. Ganze sechs Zinssenkungen preiste der US-Rentenmarkt für 2024 ein und die erste Senkung in den USA bereits im März galt als ausgemachte Sache. Seitdem ist viel passiert, so merkt Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, in einem Kommentar an. Die US-BIP-Zahlen fielen stärker aus als erwartet, die Frachtraten stiegen infolge der Suez-Krise an und die Angst vor einer zweiten Inflationswelle nahm wieder zu.
Für Behring zeichnet sich ab, dass die schon eingepreisten, als sicher geltenden Zinsschritte der US-Zentralbank, vielleicht doch nicht mehr so sicher sein könnten: „Zumindest vor eine Zinssenkung im März würden wir mittlerweile ein großes Fragezeichen setzen“, meint er. Stattdessen sei es gut möglich, dass das oft zitierte „higher for longer“, also höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum, mindestens noch bis in den Mai Bestand haben könnte. Darauf würde sich der Markt in den kommenden Monaten einzustellen haben. „Eine zweite Inflationswelle ist absolut nicht unrealistisch. Da kann es sich die Fed nicht erlauben, ihre Geldpolitik vor April zu lockern“, erläutert Behring. Stattdessen sei in den kommenden Monaten von etwas straffer klingenden Tönen auszugehen. Daher seien auf das Jahr gesehen drei Zinssenkungen anstelle der eingepreisten fünf oder sechs eine erheblich realistischere Erwartung. Die Kurse von Anleihen sollten daher kurzfristig leicht nachgeben. Für erst jetzt investierende Anleger würden sich dabei spannende Einstiegskurse ergeben.
Anlegern, die bereits in Anleihen investiert sind, empfiehlt Behring, sich nicht verunsichern zu lassen: „Gemessen an den letzten zehn Jahren ist das Zinsniveau nach wie vor hoch. Der eingekaufte Zins stabilisiert das Portfolio und verstetigt die Ausschüttungsströme auf der Ertragsseite.“ Für Anleger mit frei verfügbarer Liquidität ergebe sich durch die nun erwartbare etwas straffere Positionierung der US-Zentralbank eine Opportunität, so Behring: „Wir sehen nach einer kleinen Schwächephase durch das zu erwartende Auspreisen der bereits gepreisten Zinsschritte ab dem zweiten Quartal wieder schöne Kurschancen bei Anleihen. Wer also plant, seine Rentenpositionen zu verstärken, sollte dann beherzt zugreifen.“ (DFPA/mb1)
Die Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Augsburg. Die Bank versteht sich als professioneller Finanzdienstleister für alle Anliegen rund um die private Geldanlage vermögender Privatkunden.