Kommentar: Anleger sollten nicht zu sehr auf "Hard Landing" oder "Soft Landing" setzen
Kreditkonditionen der Banken können für Anleger als Indikator für den weiteren Konjunkturverlauf dienen. Die Umfragen der Banken zur Kreditvergabe in den USA und der EU zeigen eine anhaltende Verschärfung der Kreditbedingungen und eine geringere Nachfrage nach Unternehmens- und Verbraucherkrediten. Die geldpolitische Straffung scheint also ihre Wirkung noch nicht in vollem Umfang entfaltet zu haben, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die verringerte Kreditaufnahme bis ins Jahr 2024 anhalten und sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken wird. Das merkt Alexander Pelteshki, Investmentmanager bei Aegon Asset Management, in einem Kommentar an.
Die Kreditnachfrage sei in Europa sowohl bei den privaten Haushalten als auch bei den Unternehmen stark zurückgegangen, während die Kreditvergabestandards der Banken weiter verschärft werden. Auch in den USA werden die Kreditvergabebedingungen weiter verschärft, wenn auch langsamer. Diese heikle wirtschaftliche Situation sei das Ergebnis eines der schnellsten geldpolitischen Straffungszyklen der jüngeren Geschichte. Mit Blick auf das Jahr 2024 werden sich die Kreditbedingungen weiter verschärfen und das Wirtschaftswachstum dürfte gedämpft bleiben.
Obwohl Umfragen über die Kreditvergabe der Banken nützliche Indikatoren für die Kreditbedingungen sind, sei es schwierig vorherzusagen, ob die großen Volkswirtschaften ein Hard- oder Soft Landing vor sich haben, und könnte Anleger dazu verleiten, sich zu stark auf die eine oder andere Seite zu konzentrieren. In einem Szenario des Soft Landing wäre das Wachstum relativ bescheiden, aber nicht negativ, während die Inflation wahrscheinlich auf dem derzeitigen Niveau verharrt und/oder weiterhin leicht rückläufig ist. In diesem Szenario würden sich die Kreditspreads sowohl für Investment-Grade- als auch für Hochzinsanleihen wahrscheinlich erholen, da wir eine Rezession auspreisen und die realisierte Ausfallrate reduzieren. In einem Hard-Landing-Szenario wäre das Wachstum negativ, die Nachfrage würde sinken und damit auch die Beschäftigung und die Inflation. In diesem Umfeld würden Staatsanleihen wahrscheinlich am besten abschneiden, da die Zentralbanken gezwungen wären, die Geldpolitik erheblich zu lockern. Investment-Grade-Kredite würden relativ gesehen am zweitbesten abschneiden (da sie von Natur aus nicht zu den ausfallgefährdeten Anlageklassen gehören), während Hochzinsanleihen und Aktien aufgrund geringerer Erträge und eines Anstiegs der Zahlungsausfälle am schlechtesten abschneiden würden.
Eine Allokation in festverzinsliche Wertpapiere biete angesichts dieser Szenarien das wohl beste risikoadjustierte Renditepotenzial, das es seit einiger Zeit gibt. Die Anlageklasse biete derzeit Zugang zu historisch hohen Renditeniveaus, ohne sich zu sehr auf ein binäres Ergebnis festzulegen. Unter Abwägung der Wahrscheinlichkeiten aus einer Risiko- und Ertragsperspektive hält Pelteshki festverzinsliche Wertpapiere für so attraktiv wie seit weit über einem Jahrzehnt nicht mehr. (DFPA/mb1)
Aegon Asset Management ist der Vermögensverwaltungszweig des niederländischen Versicherungskonzerns Aegon.