Kommentar: Aufschwung für Schwellenländer dank Sonderziehungsrechten
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Sonderziehungsrechte (SZR) um insgesamt 650 Milliarden US-Dollar erhöht - eine historische Entscheidung, wie Marcin Adamczyk anmerkt, Head of Emerging Markets Debt bei dem Vermögensverwalter NN Investment Partners.
Die Mittelzuweisung diene nicht nur der Abdeckung des langfristigen weltweiten Bedarfs an Reserven, sondern werde den Ländern auch helfen, die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Sie wird „der Welt eine Impfdosis verpassen“, wie es die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgiewa, es nannte. Rund 275 Milliarden US-Dollar fließen in die Entwicklungsländer, was den Schwellenländern einen erheblichen Aufschwung verleihen werde.
Der IWF habe den Schwellenländern seit Ausbruch der Pandemie zur Seite gestanden. Er habe bereits über 100 Milliarden US-Dollar über verschiedene Kreditprogramme an arme Länder und Länder mit mittlerem Einkommen ausgezahlt. Schon zuvor hätten die Schwellenländer von der Debt Service Suspension Initiative (DSSI) der Weltbank und dem sogenannten Gemeinsamen Rahmen für Schuldenbehandlungen der G20 Unterstützung erhalten. Die jüngste SZR-Allokation sei ein willkommener Impuls. Darüber hinaus sei der globale Umfang der SZR ein Zeichen der internationalen Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur Linderung der negativen Auswirkungen der Pandemie. Dies dürfte das Vertrauen in die Schwellenländer sowohl in der internationalen Finanzgemeinschaft als auch auf den Finanzmärkten stärken. Die Zuteilung biete den Entwicklungsländern zusätzliche Mittel zum Impfstoffkauf, zur Finanzierung der Gesundheitsversorgung und zur Unterstützung gefährdeter Bürger.
Die allgemeine SZR-Allokation habe weitere eindeutige Vorteile. Einer davon sei, dass die Auszahlung relativ schnell erfolge, im Gegensatz zu herkömmlichen IWF-Darlehen, die in der Regel langwierige und komplexe Verhandlungen erfordern. Die schnelle Auszahlung werde Ländern mit geringen Reserven und unzureichendem Marktzugang erhebliche Vorteile bringen.
Darüber hinaus erhöhten SZR nicht direkt die Schuldenlast eines Landes, und den Ländern entstehen laut Kommentar auch keine Kosten für die Rückzahlung von Kupons. Anders als bei der konventionellen Kreditaufnahme im Ausland bestehe kein Rollover-Risiko. Die Verwendung von SZR sei nicht an bestimmte Bedingungen geknüpft; die Länder könnten die Erlöse nach eigenem Ermessen verwenden. Und da SZR fünf Währungen umfassen, bieten sie eine größere Stabilität als Währungsreserven in einer einzigen Währung. Während Kritiker bemängelten, dass die Industrieländer, die diese Mittel nicht benötigten, den Großteil der erhöhten SZR-Zuteilung erhalten, werden die ärmsten und bedürftigsten Länder den größten Zuwachs an Bruttodevisenreserven bekommen. Die 275 Milliarden US-Dollar, die an die Schwellen- und Frontier-Länder ausgezahlt gehen, bedeuteten eine Aufstockung ihrer internationalen Reserven um zehn Prozent, in einigen Fällen sogar einer Verdoppelung. Länder mit niedrigem Einkommen haben etwa 21 Milliarden US-Dollar erhalten. In einigen Fällen sind das mehr als sechs Prozent ihres BIP. Was den prozentualen Anteil der Devisenreserven betrifft, so scheine Afrika ein großer Gewinner zu sein. Sambias derzeitige Devisenreserven hätten sich nun mehr als verdoppelt. Andere große Profiteure seien afrikanische Länder, die ihre Devisenreserven über Währungsunionen wie die Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft Zentralafrikas (CEMAC) und die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (WAEMU) zusammengelegt haben. (DFPA/mb1)
Quelle: Marktkommentar NN IP
NN Investment Partners (NN IP) ist der Asset Manager der niederländischen NN Group N.V. NN IP hat seinen Hauptsitz in Den Haag und beschäftigt rund 15.0000 Mitarbeiter in 19 Ländern weltweit. (Stand: 30. Juni 2021)