Kommentar: Der Strukturwandel der Innenstädte als Chance zur Wiederbelebung
Die deutschen Innenstädte werden nach Corona nicht mehr wie vorher sein. Die Pandemie wirkt wie ein Katalysator für eine Krise, die sich durch die Onlinekonkurrenz, das Kaufhaussterben und verändertes Einkaufsverhalten in den Fußgängerzonen bereits seit Längerem abzeichnete. Iris Schöberl, Managing Director bei BMO Real Estate Partners Germany, und Dr. Michael Held, CEO von Terragon, erkennen die Potenziale, die im Wandel liegen und plädieren für ein Umdenken in der Nutzung der A-Lagen für eine heterogene und lebendige Innenstadt. Die Akzeptanz der Veränderung bringe auch neue Gestaltungsmöglichkeiten und ebne den Weg für neue Konzepte, die letztlich den Nutzern, der Stadt und dem Handel zugutekommen.
Schöberl: „Wir haben schon zahlreiche Erfahrungen damit gesammelt, bislang vom Einzelhandel geprägte Objekte in Innenstadtlagen umzunutzen. Gute Konzepte verbinden dabei eine Büro- oder Wohnnutzung in den oberen Stockwerken mit Einzelhandel, Gastronomie oder Kultur im Erdgeschoss. Um Leerstand zu vermeiden, müssen Städte auf Dauer flexibler werden, ihre Baugenehmigungen lockern und auch mal Interims-Nutzungen zulassen. Der hohe Filialisierungsgrad führt zu immer mehr Monokultur und wenn diese wegbricht, entstehen Lücken. Investoren sollten sich daher fragen, ob ihre aktuellen Konzepte noch nachhaltig sind und im Zweifel in Zusammenarbeit mit Eigentümern und Politik Ideen zur Umgestaltung entwickeln, für eine auch zukünftig moderne und lebendige Innenstadt, die auch nach Ladenschluss mit Leben erfüllt ist. Dabei ist aber auch klar, dass sich die A-Lagen künftig in ihrer horizontalen und vertikalen Ausrichtung verkleinern werden und Platz für Wohnen und Büro machen.“
Held: „Die innerstädtischen Standorte sind für ältere Menschen attraktiv, da sie fußläufig die Dinge des alltäglichen Bedarfs erreichen können und dafür auch kein Auto brauchen. Wir prüfen vor diesem Hintergrund auch die Umnutzung von ehemaligen Einzelhandelsflächen in Innenstadtlagen und stehen mit unserem Know-how zum Thema Quartiersentwicklung, Barrierefreiheit und Service-Wohnen für Senioren bereit, die Städte und Kommunen bei der Ausarbeitung neuer Innenstadtkonzepte zu unterstützen. Auch ehemalige Kaufhäuser können sich für eine solche Umnutzung eignen – wir prüfen das im Einzelfall. In Wilhelmshaven und Lüdenscheid arbeiten wir an der Realisierung konkreter Projekte und befinden uns aktuell in vielen vielversprechenden Gesprächen zu anderen Standorten.
Die Frage, wie die Zukunft unserer Innenstädte aussehen könnte, steht nicht erst seit Corona im Raum. Sie ist nur drängender geworden. Ein Problem, das wir aktuell noch haben, ist die Lernkurve der Eigentümer. Für diese ist es ein schmerzhafter Prozess, sich von einer Einzelhandelsnutzung und den damit bislang zu erzielenden Preisen zu verabschieden. Manche sind da schon weiter und erkennen, dass sie ihre Renditen mit Assets einer niedrigeren Risikoklasse stabilisieren können, andere brauchen noch ein wenig Zeit.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung BMO Real Estate Partners und Terragon
BMO Real Estate Partners ist Spezialist für Investitionen in Einzelhandels-, Wohn- und Büroimmobilien für institutionelle Anleger und verwaltet ein weltweites Immobilienvermögen im Wert von 6,9 Milliarden Euro im Namen von Einzelinvestoren, professionellen Anlegern, Investmentfonds und institutionellen Kunden. In Deutschland verwaltet BMO Real Estate Partners ein Immobilienvermögen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro (Stand: 30. September 2020).
Die Terragon AG mit Sitz in Berlin ist ein deutschlandweit agierender Projektentwickler von barrierefreien Wohn- und Senioren- und Pflegeimmobilien.