Kommentar: So tief könnten Aktien beim aktuellen Bewertungsniveau fallen
Hohe Bewertungen sind keine Garantie für einen Crash, doch sie machen den Markt anfällig für eine Panikreaktion. Im Worst-Case-Szenario könnten Aktienmärkte laut einer Studie des Economist beim aktuellen Bewertungsniveau 50 Prozent ihrer Kapitalisierung verlieren. Die Multi-Asset-Spezialisten von Troy Asset Management versuchen auf der Online-Plattform Cap Insight eine Crash-Prognose.
Der Aktienmarkt boomt, vor allem in den USA. Diesen Monat konnten der S&P 500, der Dow Jones und der Nasdaq neue Allzeithochs erklimmen. Die Indizes projizieren Optimismus, zumindest oberflächlich. Denn angesichts der zum Teil exorbitanten Bewertungen werden Anleger zunehmend nervös.
Parallelen zum Dotcom-Crash
Ein oft zitierter Maßstab für die Bewertung des Aktienmarktes ist das sogenannte “Cyclically-Adjusted-Price-Earnings (CAPE) Ratio“. Es betrachtet die Aktienkurse im Vergleich zu den Unternehmensgewinnen der letzten zehn Jahre und glättet somit kurzfristige Gewinnfluktuationen. Heute ist das CAPE-Ratio fast doppelt so hoch wie der langfristige Durchschnitt. In der jüngsten Börsengeschichte war das bislang nur zweimal der Fall: In den Jahren 2021 und um die Jahrtausendwende, kurz vor der Dotcom-Krise. Das CAPE ist heute auch höher als während der 1920er Jahre.
Neben dem CAPE verweist Michael Kinsella, Investment Spezialist im Multi-Asset-Team bei Troy Asset Management, auf das Verhältnis zwischen den Gewinnrenditen US-amerikanischer Blue Chips – also das inverse KGV – und dem Leitzins der US-Notenbank. Dieses Verhältnis beschreibt die Überrendite des Aktienmarktes im Vergleich zum risikolosen Zins. Historisch sei diese Ratio vor einem Crash oft sehr niedrig gewesen.
„Das Verhältnis zwischen der Gewinnrendite des S&P 500 und der Fed Funds Rate ist heute negativ, was zuletzt vor dem Dotcom-Crash der Fall war“, sagt Kinsella. „Das zeigt, dass der Aktienmarkt die Anleger heute nicht ausreichend für ihr Risiko kompensiert.“
Ein Rechenversuch: Wie tief könnte der Markt fallen?
Anleger erwarten einen Renditeunterschied zwischen einer riskanten Anlage wie einer Aktie und einer sicheren Anlage wie einer US-Staatsanleihe. Laut Daten des Economist lag der Renditeunterschied zwischen der Gewinnrendite des S&P 500 und der Realrendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe im historischen Durchschnitt bei etwa vier Prozentpunkten. Aktuell würde dieser Spread nur bei zwei Prozentpunkten liegen. Um zum historischen Durchschnitt zurückzukehren, müsste der S&P 500 um etwa ein Drittel fallen.
In der Praxis würde der Risikoappetit der Anleger direkt nach einem Crash allerdings nicht dem historischen Durchschnitt entsprechen, sondern wäre zunächst unterdurchschnittlich. Beispielsweise lag der Spread zwischen Aktien- und Bondrenditen während der 2010er Jahre eher bei sechs Prozentpunkten; und während der Finanzkrise zwischen 2007 und 2009 lag er bei fast acht Prozentpunkten. Diese Niveaus würden einem Aktiencrash von über 50 Prozent gleichkommen. (DFPA/abg)
Den kompletten Marktkommentar finden Sie hier.
Troy Asset Management ist eine in Privatbesitz befindliche, unabhängige Investmentboutique. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 von Lord Weinstock und Sebastian Lyon gegründet. Alle Geschäftsführer und Fondsmanager sind bedeutende Anteilseigner von Troy Asset Management und unseren Fonds.