Kommentar: "Wir bauen noch zu viel"
„Wenn wir von Immobilien und Nachhaltigkeit reden, sollten wir unseren Blick weg von Neubauten und mehr auf die Entwicklung von Bestandsimmobilien richten“, sagt Frank M. Huber, Chief Executive Officer bei dem Immobilienfonds- und Asset Manager Verifort Capital. In diesem Kommentar erklärt er, warum die Sanierung und Modernisierung von Bestandsimmobilien aus ökonomischen und ökologischen Aspekten oft sinnvoller ist und worauf es zu achten gilt, damit solche Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können.
Der Neubau bei Büro- und Handelsgebäuden geht zurück: Laut aktueller Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Frühjahr 2024 lag die Zahl der neu gebauten Büroimmobilien im Jahr 2022 so niedrig wie seit 2010 nicht mehr, die Zahl der Fertigstellungen von Handelsimmobilien war 2022 um fast 26 Prozent niedriger als in der Vor-Corona-Zeit. „Und doch bin ich der Meinung: Wir bauen immer noch zu viel neu“, so Huber.
Der Neubau von Immobilien klinge attraktiv: Die jeweiligen Gebäude können ganz nach den eigenen Vorstellungen geplant und errichtet werden, moderne Materialien und Haustechniken versprechen Energieeffizienz und niedrige Nebenkosten. „Aber wenn wir den gesamten Lebenszyklus der Objekte betrachten, verschlechtert sich durch den kompletten Bauprozess die Nachhaltigkeitsbilanz der Immobilie doch wieder erheblich“, sagt Huber.
Der Blick auf den Bestand lohnt sich
„Ich bin überzeugt: Wenn wir in der Immobilienbranche das Thema Nachhaltigkeit wirklich ernst nehmen wollen, müssen wir unseren Fokus viel stärker vom Neubau hin zur energetischen Sanierung und Modernisierung von Bestandsimmobilien richten. Natürlich werden auch für die Bestandsentwicklung Roh- und Baustoffe verbraucht, je nach Umfang kommen mehr oder weniger schwere Baumaschinen zum Einsatz – doch die Gebäude selbst sind ja schon da und müssen nicht erst aufwendig errichtet werden“, erklärt Huber. Ausgestattet mit neuen Heiz- und Klimasystemen, moderner Gebäudedämmung und Haustechnik können Bestandsimmobilien heute energiesparend betrieben werden – und kommen ohne den Aufwand aus, der bei der Errichtung eines Neubaus anfallen würde.
Neben den ökologischen Aspekten habe die Entwicklung von Bestandsimmobilien auch ökonomische Vorteile. Kosten für die Grundstückserschließung oder den Abriss der Altimmobilie fallen weg und ein solches Projekt werde auch für Investoren besser planbar. Natürlich sei ist eine Bestandsentwicklung nicht in jedem Fall sinnvoll und umsetzbar. Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen müssten in einem vertretbaren wirtschaftlichen Rahmen bleiben, damit das Projekt rentabel bleibt. In vielen Fällen seien Sanierungen an Bestandsimmobilien wirtschaftlich umsetzbar und sowohl aus ökonomischen und ökologischen Aspekten sinnvoll – wie auch aus gesellschaftlicher Sicht. „Denn wir können uns nicht fortlaufend über aussterbende Innenstädte beschweren und gleichzeitig reihenweise neue Einkaufscenter am Stadtrand bauen. Stattdessen sollten wir das Potenzial des Immobilienbestands in unseren Städten nutzen, um dort, wo die Menschen sind, moderne und attraktive Orte zum Arbeiten, Einkaufen und Leben zu gestalten“, fordert Schreiber. (DFPA/mb1)
Die Verifort-Capital-Gruppe ist ein Immobilienfonds- und Asset Manager mit Standorten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Oder), Hamburg, Offenbach und Hauptsitz in Tübingen.