"Kräftiger Rückenwind treibt die Schwellenmärkte voran"
Während die globale Konjunktur nur langsam vorankommt, lassen zahlreiche Schwellenländer die Industriestaaten hinter sich. Im Durchschnitt erwarten Karen Watkin und Morgan Harting, beide Multi-Asset Portfolio Manager bei Alliance Bernstein (AB), für die Schwellenländer 2017 ein Wachstum von 4,1 Prozent, für die Industrieländer hingegen nur knapp über zwei Prozent. Doch das ist nicht der einzige Faktor, der für Anlagen in den Emerging Markets (EM) spricht.
Anleger nehmen den positiven Strukturwandel an den Schwellenmärkten wahr, die althergebrachten Einwände höherer Schwankungen bei den Unternehmen und Staaten treten in den Hintergrund, so heißt es in dem Marktkommentar. Viele EM-Länder haben inzwischen erhebliche politische und wirtschaftliche Reformen durchgeführt, die vor allem die Konjunktur stabilisieren. Dadurch ist die Inflationsrate signifikant gesunken und die Wechselkurse wurden stabiler. Das wiederum ermöglicht vielen Regierungen, mehr Maßnahmen zu ergreifen um die Konjunktur zu beleben - was sowohl Anleihen als auch Aktien aus den Schwellenmärkten Auftrieb verleihen dürfte.
Durch die sinkenden Inflationsraten habe sich die Preismacht der Produzenten verbessert. Das komme den Margen und Gewinnen vieler EM-Unternehmen zugute und stützt ihre Kreditwürdigkeit. Dank der stark verbesserten Außenbilanzen vieler Schwellenländer sind diese nun auch weniger abhängig von ausländischem Kapital und somit nicht mehr so stark den steigenden Zinsen in den Industrieländern ausgeliefert, so der AB-Kommentar. In der Vergangenheit hatte dies die EM stark belastet.
Chinas Wirtschaft setze seinen großen Strukturwandel fort - weg von exportgestütztem Wachstum hin zu einem ausgewogeneren Modell mit größerem Gewicht auf inländischer Nachfrage und Investitionen. Dieser Trend unterstütze viele der schnell wachsenden Unternehmen die auf den heimischen Markt ausgerichtet sind.
In einigen anderen Schwellenländern lägen die Chancen der langfristigen Veränderungen eher im festverzinslichen Bereich. Mexiko durchlebe gerade eine eher schleppende konjunkturelle Entwicklung, was gegen einen Einsatz am relativ hochbewerteten Aktienmarkt spreche. Doch die gebremste Entwicklung zähmt die Inflation, so der AB-Kommentar. Das sei ein weiterer positiver Faktor für mexikanische Staatsanleihen. Diese hätten zuletzt ebenfalls davon profitiert, dass die Wirtschaftspolitik der Regierung sehr umsichtig agiert. In Peso ausgegebene Anleihen genießen laut AB bereits Investment-Grade-Status. Dennoch biete die zehnjährige Anleihe eine Rendite von mehr als sieben Prozent.
Andere Schwellenländer seien auf der Währungsebene besonders attraktiv. Argentinische Staatsanleihen werden weiterhin ins High-Yield-Universum eingeordnet. Jedoch sei es Präsident Macri und seiner marktfreundlichen Regierung gelungen, eine Übereinkunft mit der internationalen Gläubigergemeinschaft zu erzielen. Dadurch erhalte das Land wieder Zugang zu ausländischem Kapital. Diese positiven Entwicklungen machten Peso-denominierte Anleihen doppelt anziehend: Sie böten nicht nur eine Rendite von 14 Prozent, sondern auch einen Zuschlag von der Währung.
Trotz der erwähnten positiven Faktoren, die durch hohe Wachstumsraten und Reformen ausgelöst wurden, sind viele Emerging Markets-Vermögenswerte noch immer vergleichsweise günstig bewertet, so der Marktkommentar. Insbesondere gegenüber den Papieren aus den Industrieländern. Schwellenland-Aktien würden zu einem erheblichen Abschlag gehandelt. Und Emerging-Markets-Anleihen in Lokalwährung bieten AB zufolge einen besonders hohen Renditevorteil im Vergleich zu Papieren aus den Industrieländern. Zudem seien die meisten Anleger trotz der jüngsten Mittelzuflüsse in die Schwellenmärkte dort weiterhin untergewichtet. Dies lasse vermuten, dass erhebliches Potenzial für zukünftige Allokationen verbleibt, wodurch die Vermögenswerte der Schwellenländer zusätzlich gestützt werden dürften.
Quelle: Marktkommentar Alliance Bernstein
Alliance Bernstein ist ein weltweit tätiger Investment Manager mit Sitz in New York. Das 1967 gegründete Unternehmen verwaltet ein Vermögen in Höhe von 498 Milliarden US-Dollar. In Deutschland und Österreich ist Alliance Bernstein unter der Marke AB tätig. (JF1)