Krise der Immobilienwirtschaft verschärft sich weiter
Laut der Studie „Emerging Trends in Real Estate Europe" des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC und dem Urban Land Institute (ULI) sind 75 Prozent der Führungskräfte der Immobilienbranche der Meinung, dass die aktuellen Bewertungen „nicht alle Herausforderungen und Chancen im Immobilienbereich widerspiegeln", da weiterhin ein deutlicher Abstand zwischen Marktpreiserwartungen von Käufer und Verkäufer besteht. Viele der mehr als 1.000 für die Studie befragten Branchenexperten befürchten, „in ein offenes Messer zu laufen", da der Markt in Europa nach wie vor von großer Unsicherheit geprägt ist. Dies ist der Grund für das deutlich reduzierte Investitionsvolumen. So hat der US-amerikanische Finanzdienstleister MSCI einen Rückgang von minus 42 Prozent des Transaktionsvolumens gegenüber dem Durchschnitt vor Covid (2015 bis 2019) verzeichnet.
Die diesjährige Studie zeige die komplexen Herausforderungen auf, mit denen der europäische Immobiliensektor konfrontiert ist. Es werde erwartet, dass die Branche nun auch noch mit schwächeren Vermietungsmärkten konfrontiert wird. Die Meinungen darüber, was nötig ist, um die Marktaktivität wieder anzukurbeln, gingen auseinander: Eine Stabilisierung der Finanzierungsbedingungen, eine leichte Erholung der Konjunktur und ein Rückgang der Zinssätze, um das Gleichgewicht bei den Renditen wiederherzustellen, gehörten zu diesen Szenarien. Ebenfalls wurde eine anstehende Refinanzierungswelle hervorgehoben, die zusätzlichen Eigen- und Fremdkapitalbedarf erzeugen wird, um Schieflagen zu vermeiden.
Bei so viel Unsicherheit seien Immobilieninvestoren vorsichtiger denn je, wie und wo sie ihr Kapital in Europa anlegen. Für viele bedeute dies, dass sie sich in risikoreicheren Zeiten auf Städte fokussieren, die Liquidität bieten. Da überrasche es wenig, dass London (eins) und Paris (zwei) erneut die ersten beiden Plätze im Städteranking der Studie belegen. Auf die beiden Städte entfielen in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 rund 15 Prozent des gesamten Immobilientransaktionsvolumens in Europa. Auch in den anderen Städten, die in der diesjährigen Studie weitere vordere Plätze belegen, wird die hohe Liquidität in Verbindung mit der Wirtschaftsleistung deutlich: Madrid (drei), Mailand (sechs) und Lissabon (acht).
Die deutschen Städte Berlin (vier, Vorjahr: drei), München (sieben, Vorjahr: fünf), Frankfurt (neun, Vorjahr: sieben) und Hamburg (elf, Vorjahr: acht) sind in der Rangliste der Investitions- und Entwicklungsaussichten abgerutscht, obwohl sie immer noch relativ weit oben stehen. Die insgesamt düsteren wirtschaftlichen Aussichten für Deutschland im Jahr 2024 beeinflussen die Stimmung für diese Metropolen, die vor nicht allzu langer Zeit noch als sichere Häfen für Kapital galten. Obwohl Investitionsmöglichkeiten in Deutschland nach wie vor vorhanden seien, gehöre die Stimmung der deutschen Investoren und Entwickler zu den schlechtesten in Europa, da die hohen Zinsen, der Krieg in der Ukraine, die (bislang) gestiegenen Baukosten und die Sorge um die Energieknappheit die Immobilienbranche erheblich beeinträchtigten. Es werde zudem erwartet, dass notleidende Vermögenswerte auf den Markt kommen werden, und die Verfügbarkeit von Eigenkapital insgesamt erheblich zurückgehen werde, was die Bauträger besonders hart treffen werde. (DFPA/mb1)
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