Marktkommentar: Aktienmärkte bleiben vorerst volatil
Seit Ende August präsentieren sich die Aktienmärkte volatil – ein Trend, der kurzfristig wohl auch noch weiter anhalten dürfte, so analysiert Mark Burgess, CIO EMEA (Europe, Middle-East, Africa) und Global Head of Equities der Vermögensverwaltungsgruppe Columbia Threadneedle Investments.
Die Unruhe an den Märkten hat seiner Ansicht nach drei Gründe: Die Konjunkturunsicherheit in China, die Schwäche an den Rohstoffmärkten und die geldpolitische Unsicherheit, da die US-Notenbank Fed auf ihre erste Zinserhöhung seit 2006 zusteuert. Die wichtigste Frage im Zusammenhang mit der Konjunkturunsicherheit in China laute, ob der Übergang zu einem niedrigeren, aber qualitativ besseren Wachstum gelingt – wodurch Risikoanlagen am Ende profitieren würden – oder ob noch etwas Gravierenderes passieren wird.
Laut Burgess wäre ein Wachstumsrückgang auf rund vier bis fünf Prozent keine Katastrophe, sofern dieses Wachstum von besserer Qualität sei und China es außerdem schaffe, in der wirtschaftlichen Wertschöpfungskette aufzusteigen. Es bestehe allerdings offenkundig die Sorge, dass die Regierung alles Erforderliche tun wird, um die heimische Wirtschaft zu stützen. Dabei könnte sie auch zu umfangreichen und potenziell unproduktiven Infrastrukturprojekten zurückkehren sowie Unternehmen unterstützen, die besser in Konkurs gehen sollten. Längerfristig müsse China seiner Kredit- und Immobilienblase die Luft nehmen. Angesichts des starken Kreditwachstums in den vergangenen Jahren dürfte dies allerdings schwierig werden. Die etwas willkürlich anmutenden politischen Reaktionen schwächen laut Kommentar zudem das Marktvertrauen in die Fähigkeit der chinesischen Regierung, zu einem „guten“ Ergebnis zu gelangen.
Der Preisverfall bei Rohstoffen sollte theoretisch den Konsum in den Industrieländern ankurbeln. Bislang sehe es aber danach aus, als würden die Ersparnisse aus den niedrigeren Energie- und Rohstoffnotierungen eher gehortet als ausgegeben werden. Es sei sehr schwer zu sagen, ob sich das Verbraucherverhalten nach der Krise grundlegend verändert hat. Vor dem Hintergrund der jüngsten Kursturbulenzen an den Aktienmärkten wäre es jedoch nicht ungewöhnlich, wenn sich die Verbraucher kurzfristig weiterhin in Zurückhaltung üben.
Welche Konsequenzen ergeben sich nun daraus für die Zinsen? Laut Burgess werden die Zinsen für längere Zeit relativ niedrig bleiben. Zwar dürfte die Fed in den kommenden Monaten als Reaktion auf die angespanntere Arbeitsmarktlage die Zinsen erhöhen, sie werde dabei aber nur von einem „sehr entgegenkommenden“ auf einen „entgegenkommenden“ geldpolitischen Kurs umschwenken. Wenn zudem die Volatilität in den Schwellenmärkten anhalte, könnte die US-Notenbank sehr schnell feststellen, dass ein stärkerer Dollar ohnehin schon für eine gewisse geldpolitische Straffung sorge. In Großbritannien wird laut Kommentar mit ersten Zinserhöhungen der Bank of England ab Anfang 2016 gerechnet, in Europa und Japan werde die Gelddruckmaschine weiterlaufen. In einer Welt, in der unter Anlegern zunehmend Unsicherheit über den weiteren Verlauf des globalen Wirtschaftswachstums herrsche, müsse dies jedoch nicht unbedingt zu einer Währungsschwäche führen – zumal sowohl Europa als auch Japan Leistungsbilanzüberschüsse vorweisen können.
Quelle: Marktkommentar Columbia Threadneedle Investments
Columbia Threadneedle Investments ist eine Vermögensverwaltungsgruppe, die ein breites Spektrum von aktiv verwalteten Anlagestrategien und -lösungen anbietet. Columbia Threadneedle Investments ist eine Tochtergesellschaft von Ameriprise Financial. (mb1)