Marktkommentar: Chancen für globale Anleihen sollte nicht unterschätzt werden
Die Medien überschlagen sich förmlich mit Schlagzeilen über die ultra-niedrigen bis negativen Zinssätze und Anleiherenditen oder die zwölf Billionen US-Dollar an Staatsschulden mit mittlerweile negativen Renditen. Es wird sogar schon ein Crash der weltweiten Anleihemärkte prophezeit. „Würde man die Überlebensfähigkeit globaler Anleihen allein anhand der aktuellen Nachrichtenlage beurteilen, müsste man als Anleger wohl die Beine in die Hand nehmen und sich in Cash flüchten“, so Richard Lawrence, Portfolio Manager bei der Legg Mason-Tochtergesellschaft Brandywine Global.
Diese negative Wahrnehmung komme unter anderem daher, dass die Chancen von der ineffizienten Struktur der meisten globalen Anleiheindizes verzerrt würden, argumentiert Lawrence: „Die meisten globalen Anleiheindizes wie der Citigroup World Government Bond Index (WGBI) oder der JP Morgan Global Government Index sind nach Kapitalisierung gewichtet. Die Länder, die die meisten Schulden emittieren, haben auch das größte Gewicht.“ Hinzu käme, dass viele Neuemissionen zu abnormal niedrigen Zinsen an den Markt kämen. Als Beispiel nennt Lawrence die aktuelle Rendite des WGBI von 0,58 Prozent, die in keiner Weise die vielfältigen Chancen widerspiegele. Er rät Anlegern deshalb, sich die Anlageklasse als Ganzes, über das Niedrig-Rendite-Segment hinaus, anzuschauen. Denn er und seine Kollegen haben eine deutlich optimistischere Sicht auf die globalen Anleihemärkte. Als Gründe nennt er die Dauerbrenner-Natur globaler Anleihen, aber auch das aktuelle Marktumfeld.
„Aus unserer Sicht liegt der Vorteil eines globalen Ansatzes darin, dass das Investmentuniversum rund 30 bis 40 Märkte umfasst, deren Konjunkturzyklen nicht miteinander verbunden sind“, erklärt Lawrence weiter. Ein Ergebnis dessen sei die Tatsache, dass die Streuung der Renditen globaler Anleihemärkte breit sei und typischerweise signifikante Vorteile gegenüber amerikanischen Anleihen böte. „Ein historischer Vergleich weltweiter Anleiherenditen zeigt immer wieder, dass das Land, das in einem Jahr noch zu den Top-Performern gehörte, im nächsten Jahr als eines der schlechtesten abschneidet und umgekehrt“, so Lawrence.
Als weitere Chance für Anleger nennt Lawrence Währungen. Der Anleihemarkt eines Landes könne in Lokalwährung gerechnet in einem Jahr eine durchschnittliche Rendite bieten, eine unterbewertete Währung, die aufwerte, könne jedoch zu einer zusätzlichen Renditequelle werden. Umgekehrt könne eine gute Bond-Rendite ohne umsichtiges Währungsmanagement völlig aufgefressen werden.
Nach den Schwellenländern befragt weist Lawrence auf die starken Zuflüsse in die dortigen Anleihemärkte hin. Einige davon ließen sich mit der globalen Suche nach Rendite erklären. Bullisch stimmen ihn hingegen die Zeichen der Stabilisierung der dortigen Volkswirtschaften. Seit 2011 – mit Ende des Rohstoff-Superzyklus – war das Wachstum der Schwellenländer eher schwach. „Mit dem schwächeren Wachstum in den Schwellenländern haben sich auch die dortigen Währungen angepasst. Das hat die Inflation in einigen Märkten angekurbelt. Die Zentralbanken haben auf den Inflationsdruck ebenso reagiert, wie auf die Sorgen weiterer Zinsanhebungen in den USA: mit Zinserhöhungen. Jetzt gehen wir in die nächste Phase des Schwellenländer-Zyklus über, in der sich die Währungen stabilisieren und damit Inflationsdruck nehmen“, sagt der Brandywine-Experte.
Als drittes Argument für die positive Sicht auf die globalen Anleihemärkte führt Lawrence trotz Schlagzeilen über negative Zinssätze die Tatsache an, dass es immer noch viele Märkte gibt, in denen nominale und reale Rendite sowohl auf absoluter als auch auf relativer Basis attraktiv sind.
Er plädiert also dafür, diese existierenden Chancen zu nutzen und den Dauerbrenner-Faktor von globalen Anleihen nicht zu unterschätzen.
Quelle: Marktkommentar Legg Mason
Brandywine Global Investment Management mit Sitz in Philadelphia wurde 1986 gegründet und ist seit 1998 eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Legg Mason. Das Unternehmen beschäftigt 251 Mitarbeiter und verwaltet ein Vermögen in Höhe von70 Milliarden US-Dollar (Stand: 30. Juni 2016).
Legg Mason, Inc. ist eine börsennotierte Investmentgesellschaft mit Sitz in Baltimore/USA. Das 1899 gegründete Unternehmen mit Niederlassungen in 22 Ländern beschäftigt 3.100 Mitarbeiter und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 757 Milliarden US-Dollar (Stand: 31. Juli 2016). (JF1)