Marktkommentar: "Edelmetalle sind bereit für den Aufschwung"
Die Rohstoffpreise waren in den vergangenen Monaten einer großen Volatilität ausgesetzt. Zuerst mussten sie einen Nachfrageschock (das Coronavirus in China und seine Ausbreitung im Ausland) verkraften, und anschließend einen positiven Angebotsschock (die Überproduktion der OPEC und Russlands) hinnehmen. Nun wird es aber einen negativen Angebotsschock geben, der auf die Unterbrechungen bei der arbeitsintensiven Verarbeitung und Handhabung von Rohstoffen zurückzuführen ist, schreibt Michel Salden, Senior Portfolio Manager beim Vermögensverwalter Vontobel Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Diese logistischen und produktionstechnischen Fragen setzen die Rohstoffexporteure in Südamerika unter Druck. Während sich China langsam von der Krise erholt und wieder mehr Getreide und Fleisch importieren muss, werden immer mehr Häfen in Südamerika und Afrika aus Sicherheitsgründen geschlossen. Außerdem werden die großen Bergbauunternehmen in Südamerika, Afrika und Indonesien mit reduzierter Kapazität arbeiten, was das Angebot von Rohstoffen verringert und damit das Risiko mit sich bringt, dass China, als größter Rohstoffverbraucher, wieder auf das Standardniveau zurückkehrt und die Produktionsprobleme in der übrigen Welt bestehen bleiben.
Der Ölmarkt seinerseits sieht sich mit extremen Lagerbestandsaufstockungen konfrontiert. In diesem Zusammenhang stelle sich die Frage, wann sich Russland und Saudi-Arabien der Realität stellen und entscheiden werden, dass ihr Preiskampf kein Gewinn für beide Seiten ist. Das derzeitige Überangebot wird die langfristigen Investitions- und Finanzierungspläne der Schieferölproduzenten und großen Ölfirmen zerstören, aber es wird auch die Nachfrage nach erneuerbaren Energien verteuern, so Salden. Je länger das Überangebot also kurzfristig bestehen bleibt, desto größer seien die langfristigen Gewinne.
Erdgas werde aufgrund der begrenzten Speicherkapazität und der Einstellung der Flüssigerdgas-Exporte unter extremen Schwierigkeiten leiden. Unser US-Gasnachfragemodell spiegelt die geschwächten Nachfragemuster wider; das entsprechende Angebot wird im Jahresverlauf langsam zurückgehen.
Unterdessen seien die Edelmetalle für einen starken Aufschwung bereit. Auch Gold (US-Dollar-Preise) entwickelte sich schlechter als in den vergangenen Wochen, vor allem weil die nominalen Kurse schneller reagierten als die realen Renditen und Hedgefonds sowie Schwellenländer gleichermaßen dazu gezwungen waren, Gold zu liquidieren, um über US-Dollar-Liquidität zu verfügen. „Aber sobald der Liquiditätsengpass der US-Währung vorbei ist, wird das Edelmetall einen starken Anstieg erfahren. Dies wird dann geschehen, wenn wir negative Kurse von den Zentralbanken, den Abwurf von sogenanntem Helikoptergeld sowie die unkontrollierte Ausweitung der staatlichen Bilanzen sehen“, so Salden abschließend. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Vontobel Asset Management
Vontobel Asset Management (Vontobel AM) ist ein aktiver Vermögensverwalter mit globaler Reichweite und einem Multi-Boutique-Ansatz. Mit 400 Mitarbeitern weltweit, davon 160 Anlagespezialisten, agiert Vontobel AM an insgesamt 13 Standorten in der Schweiz, Europa und den USA.