Marktkommentar: Italienanleihen für risikobereite Anleger attraktiv
Politische Instabilität sei in Italien nicht unbekannt, heißt es in einem Marktkommentar des Asset Managers Legal & General Investment Management (LGIM). Die jüngsten Entwicklungen dort hätten aber eine größere Dimension. Die neuen Finanzpläne würden laut LGIM Kosten von rund 65 Milliarden Euro jährlich verursachen. Das entspräche rund fünf Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die italienischen Anleiherenditen seien daraufhin um mehr als einen Prozentpunkt gestiegen und der italienische Aktienmarkt habe zehn Prozent verloren.
Italien ist der weltweit drittgrößte Emittent von Staatsanleihen nach den USA und Japan. Eine Staatsinsolvenz des Landes dürfte erhebliche Konsequenzen für das Finanzsystem haben, heißt es. „Italien ist zu groß, um nach dem Vorbild anderer Eurostaaten finanziell aufgefangen zu werden“, sagt Christopher Jeffery, Fixed Income Strategist bei LGIM. Die italienischen Staatsschulden betragen rund zwei Billionen Euro. Damit seien sie größer als die Märkte öffentlicher Schuldtitel in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Jeffrey nennt zum Vergleich die öffentliche Verschuldung Griechenlands mit einem Spitzenwert von rund 350 Milliarden Euro im Jahr 2011.
„Sollte Italien in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten, würden die europäischen und globalen Rettungsfonds zusammenbrechen. Griechenland, Irland und Portugal wären, da sie von den Rettungsfonds abhängen, von den Finanzmärkten ausgeschlossen. Der öffentliche Sektor müsste seinen Bruttofinanzierungsbedarf über mehrere Jahre sichern und seine Bankensysteme stützen“, beschreibt der Experte ein mögliches Szenario.
Italiens Bruttofinanzierungsbedarf liege bei rund 400 Milliarden Euro pro Jahr, heißt es weiter. „Dem steht eine ungenutzte Kreditkapazität des Europäischen Stabilitätsmechanismus als Rettungsfonds der Eurozone in Höhe von 380 Milliarden Euro gegenüber“, sagt Jeffery. Der Internationale Währungsfonds verfüge dabei nur über rund eine Billion Euro verfügbarer Ressourcen. Zusätzlich weist der Experte darauf hin, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nicht mehr als 33 Prozent der ausstehenden Schulden eines Landes im Euro-Währungsgebiet besitzen darf. Aktuell würden rund 16 Prozent des italienischen Schuldenstocks gehalten. Die Währungshüter beharrten zudem darauf, dass Italien seine Anleiheverkäufe an die EZB einstellen müsse, sollte das Land von den Ratingagenturen auf „Ramsch“-Niveau herabgestuft werden. Der LGIM-Experte beurteilt neben diesen Risiken italienische Anleiherenditen im Ländervergleich als attraktiv.
Quelle: Marktkommentar LGIM
Legal & General Investment Management (LGIM) ist der Investmentmanager der Legal & General Group. Das Unternehmen verwaltet ein Vermögen von rund 1.106 Milliarden Euro (Stand 31. Dezember 2017). (TS1)