Marktkommentar Schwellenländer: Die Covid-19-Pandemie hat die Unterschiede verstärkt
Die Schwellenländer (Emerging Markets, EM) werden oftmals als homogen betrachtet. Diese Annahme ist jedoch nach Überzeugung des Vermögensverwalters Aberdeen Standard Investments (ASI) irreführend. Zwischen den einzelnen Märkten, die in den Schwellenländerindizes vertreten sind, bestehen laut ASI enorme Unterschiede. Die Covid-19-Krise habe diese Unterschiede deutlich sichtbar gemacht - insbesondere jene zwischen aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften und anderen Schwellenländern.
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal sei die Finanzlage der Staaten in den verschiedenen Schwellenländerregionen. Asiatische Länder wie China, Südkorea und Taiwan, die zusammen rund 80 Prozent des asiatischen Aktienmarktes ausmachen, profitierten von einer niedrigeren Staatsverschuldung (zwischen 20 Prozent und 45 Prozent) sowie relativ moderaten Zahlungsbilanzdefiziten.
Dies stehe in starkem Kontrast zu Ländern wie Brasilien (63 Prozent des lateinamerikanischen Aktienindex) und Südafrika (30 Prozent des Aktienindex für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA)), wo sich die Anleger besorgt zeigten über steigende Haushaltsdefizite und eine ausufernde Staatsverschuldung. Letztere belief sich 2019 auf 76 Prozent des BIP in Brasilien und 62 Prozent des BIP in Südafrika.
Abgesehen vom makroökonomischen Aspekt seien auch im Unternehmensumfeld deutliche Unterschiede zu erkennen, die in den Aktiengewichtungen der verschiedenen Branchen zum Ausdruck kommen. Asien biete ein erhebliches Exposure gegenüber Informationstechnologiewerten, auf die 20 Prozent des asiatischen Schwellenländerindex entfallen. In Lateinamerika und den europäischen Schwellenländern sind die größten Sektoren hingegen Finanzen, Grundstoffe und Energie. IT-Unternehmen sind mit einer Gewichtung von unter einem Prozent indes in beiden Indizes beinahe überhaupt nicht vertreten.
Die Covid-19-Pandemie hat diese Unterschiede laut ASI noch verstärkt. Alle Länder haben mit den enormen Kosten infolge der Lockdown-Maßnahmen zu kämpfen. Jene mit solideren Staats- und Unternehmensfinanzen dürften die Krise jedoch in besserer Verfassung überstehen. (DFPA/TH1)
Quelle: Marktkommentar Aberdeen Standard Investments
Aberdeen Standard Investments ist einer der führenden aktiven Asset Manager der Welt. Mit mehr als 1.000 Anlagespezialisten an über 40 global vernetzten Standorten verwaltet das Unternehmen ein Vermögen von 501,2 Milliarden Euro (Stand: 30. Juni 2020). In Deutschland ist das Unternehmen durch die Aberdeen Standard Investments Deutschland AG vertreten, die eine Lizenz als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) besitzt.