Marktkommentar: Weder Wirtschaftsschwäche noch Inflationsschub
In seinem Kapitalmarktausblick geht Metzler Asset Management (MAM) der Frage von Überraschungspotenzialen für die Märkte nach. In jüngster Zeit seien die Szenarien einer Wachstumsverlangsamung bei steigenden Risikoprämien beziehungsweise eines deutlichen Inflationsanstiegs betrachtet worden. Die Konjunkturdaten und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen sprächen aktuell gegen das erste Risikoszenario und die fehlende Inflations- und Lohndynamik gegen die zweite Möglichkeit. Ein positiver Konjunkturausblick bleibe vor diesem Hintergrund am wahrscheinlichsten.
Die US-Wirtschaft ist laut MAM am weitesten im globalen Konjunkturzyklus vorangeschritten und dürfte als eine der ersten Volkswirtschaften auf eines der beiden Risikoszenarien reagieren. Derzeit erschwere noch der Einfluss der Hurrikane die wirtschaftliche Standortbestimmung und die Politik in Europa mit dem Unabhängigkeitsreferendum in Spanien sowie der Regierungsbildung in Deutschland blieben Unsicherheitsfaktoren. In Spanien könnte es MAM zufolge zu Unruhen kommen. Neben den USA beschreiben die Experten Asien als Vorreiter bei der Digitalisierung. Es seien in den vergangenen Jahren viele neue Geschäftsmodelle mit hohen Wachstumspotenzial entstanden.
Bemerkenswert findet MAM, dass der Kreditzyklus in der Eurozone und den USA aktuell divergiert. So beschleunige sich das Kreditwachstum in der Eurozone im August auf 2,7 Prozent, während es in den USA auf drei Prozent fiel. Das Kreditwachstum entwickle sich tendenziell der Konjunktur hinterher und sei kein zuverlässiger Frühindikator. „Es ist trotzdem ungewöhnlich, dass die US-Notenbank den Zins in einer Phase einer merklichen Abschwächung des Kreditwachstums anheben möchte. Sollte sich das Kreditwachstum also in den kommenden Monaten weiter abschwächen und sogar in den negativen Bereich abgleiten, würde eine hohe Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des ersten Risikoszenarios wie 1937 bestehen“, schreibt MAM.
In der Eurozone befände sich die Kreditvergabe dagegen in einem moderaten Aufwärtstrend, der sich in den kommenden Monaten beschleunigen könnte. So zeige eine Umfrage der Schweizer Großbank UBS bei 600 Unternehmen der Eurozone einen Anstieg der Investitionsabsichten. Vor allem deutsche und französische Unternehmen würden ihre Investitionsausgaben erhöhen, um bei der Digitalisierung nicht zurück zu bleiben. Die Kreditvergabe sei in der Tendenz ein Frühindikator für die Inflation. Das niedrige Kreditwachstum in beiden Regionen signalisiert laut MAM keine hohen Inflationsrisiken.
Quelle: Kapitalmarktausblick Metzler Asset Management
Metzler Asset Management bietet Investmentleistungen für institutionelle Kunden und Finanzintermediäre an. (TS1)