McKinsey: Ohne Gegenmaßnahmen rutschen drei von vier Banken in die Verlustzone
Die niedrigen Zinsen, die zunehmende Digitalisierung und die schärfere staatliche Regulierung setzen die Erträge der Banken unter Druck. Ohne Gegenmaßnahmen würden 75 Prozent der deutschen Institute in die Verlustzone rutschen. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „The road ahead - Perspectives on German banking“ von McKinsey & Company. Hierfür wertete die Unternehmensberatung eigene Analysen, Daten der Deutschen Bundesbank und weitere Quellen aus.
Auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die deutlich besser aus der Finanzkrise herausgekommen sind als der private Bankensektor, müssen auf die sich verändernden Rahmenbedingungen reagieren. Bis 2021, so McKinsey, würden ohne ein Gegensteuern die niedrigen Zinsen die Banken 2,0 Prozentpunkte Eigenkapitalrendite kosten, die Digitalisierung ebenfalls 2,0 Prozentpunkte und die Regulierung weitere 1,7 Prozentpunkte. Die Digitalisierung verändere die Aussichten vor allem für standardisierte Produkte und Dienstleistungen. Hier hätten traditionell Sparkassen und Genossenschaftsbanken, aber auch Töchter von Auslandsbanken einen Schwerpunkt. Außerdem hätten die Sparkassen und Genossenschaftsbanken in den Jahren nach der Krise ihr Kreditgeschäft stark ausgebaut.
Max Flötotto, McKinsey-Partner in München und Koautor der Analyse: „Viele Banken haben die Zeichen erkannt. Doch der Veränderungsbedarf ist sehr groß: Um wieder eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent zu erreichen, was dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre entspricht, müssen die Institute entweder die Erträge um rund 30 Prozent steigern oder die Kosten um fast 30 Prozent senken.“ Klassische Maßnahmen wie Filialschließungen und Kostenprogramme sowie das bessere Ausloten von Preisspielräumen seien ein erster Schritt, reichten aber insgesamt nicht aus.
Philipp Koch, Leiter der deutschen Bankenberatung bei McKinsey: „Hinzu kommen müssen strukturelle Anpassungen. Dazu gehören etwa der gezielte Einsatz von Multi-Channel-Vertrieb und stellenweise eine Rückkehr zur Internationalisierung, die im Zuge der Krise gelitten hatte. Auf der Kostenseite stellt sich die Frage nach einer stärkeren Digitalisierung der Wertschöpfung, nach weniger komplexen Produktpaletten und Geschäftsmodellen.“
Quelle: Pressemitteilung McKinsey
McKinsey & Company ist eine weltweit führende Unternehmensberatung mit 100 Büros in mehr als 60 Ländern. Weltweit sind über 10.000 Berater für das Unternehmen tätig. (TH1)