Merck Finck "Blitzlicht": "Das Comeback der Value-Aktien steht auf tönernen Füßen"
Steigende Infektionszahlen schüren die Angst vor einer zweiten Welle der Covid-19- Pandemie. Dementsprechend macht sich auch unter Investoren wieder Unsicherheit breit, schreibt Robin Beugels, Leiter Investment Management bei der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Sicher sei, dass wenn die negative Dynamik anhält, die Aktienmärkte aufs Neue empfindlich getroffen werden. Vor allem die zaghafte Erholung der Value-Titel würde nach Einschätzung von Beugels ein jähes Ende finden.
Beugels geht jedoch davon aus, dass es bei einer zweiten Pandemie-Welle nicht zu einem flächendeckenden Lockdown kommen dürfte. Die Hürde dafür liege wegen des bereits heftigen Konjunktureinbruchs und des erkennbaren Widerwillens in der Bevölkerung hoch.
Stattdessen werde es eher zu lokalen Eindämmungsmaßnahmen kommen. Demnach seien auch die möglichen Auswirkungen auf jedes einzelne Unternehmen differenziert zu betrachten. Ein erneuter, breiter Aktienmarktcrash erscheint Beugels selbst bei einer zweiten Welle unwahrscheinlich.
„Dennoch würde in einem Szenario abgestufter und lokaler Lockdown-Maßnahmen der im Frühsommer begonnene Aufwärtstrend konjunktursensitiver Value-Werte fürs Erste sein Ende finden. Klassische Zykliker wie Automobilwerte, Finanztitel oder Konsumgüterhersteller hängen so stark an der Konjunktur, dass selbst eine moderate zweite Welle ihre Erholung empfindlich dämpfen könnte. Die Zykliker hatten zunächst zu einer Erholung angesetzt, nachdem der Tiefpunkt der Rezession überwunden schien. Einige Beobachter hatten die Märkte sogar schon in der ,großen Rotation‘ von Wachstums- in Value-Titel gesehen. Doch wegen der großen Konjunkturrisiken steht das Comeback der Value-Titel auf tönernen Füßen“, so Beugels.
Verfestige sich nun das Bild einer zweiten Pandemie-Welle, würden die bisherigen Jahresgewinner aus dem Technologiesektor, der E-Commerce-Branche oder aus der Pharma- und Gesundheitsindustrie wieder die Oberhand gewinnen, schätzt Beugels. Dass der Essenslieferdienst Delivery Hero in den DAX aufsteigen konnte, zeige, wie hoch solche Profiteure von den Anlegern bewertet werden.
Beugels: „Für die Technologiewerte sprechen zwei wesentliche Gründe, die unverändert intakt sind und durch eine mögliche zweite Pandemiewelle noch an Gewicht gewinnen würden: Erstens erfahren beinahe alle gesellschaftlichen Bereiche eine tiefgreifende Digitalisierung. Dieser Prozess wird noch lange andauern und begünstigt Geschäftsmodelle, die auf der Digitalisierung fußen. Zweitens ist die Umsatz- und Gewinndynamik vieler dieser Unternehmen so stark, dass sie in den weiteren Ausbau ihrer Marktposition investieren können.
Hinzu kommt: Eher defensivere Werte profitieren am stärksten von dem anhaltend niedrigen Zinsniveau, da hier bei der Bewertung der Unternehmen der niedrigere Diskontierungssatz noch stärker zu Buche schlägt als bei unsichereren, zyklischeren Werten.“
Quelle: Merck Finck „Blitzlicht“
Die 1870 gegründete Merck Finck Privatbankiers AG hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.