Merck Finck "Blitzlicht": "Eine neue Ära für Tech-Aktien – Fünf Lehren aus der Causa Netflix"

Die ehemaligen Börsenstars aus dem Tech-Sektor sind endgültig auf dem harten Boden der Realität angekommen. Besonders der Fall Netflix stehe prototypisch dafür, wie „big tech“ die Gunst der Anleger verspielt hat, schreiben Robin Beugels, Leiter Investment Management Merck Finck / A Quintet Private Bank, und Pinaki Das, Head of Thematic Research bei der Quintet Private Bank, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Nach einem schwachen ersten Quartal verlor der Streaming-Riese an nur einem Tag über ein Drittel seines Börsenwerts. Seit Jahresbeginn sind sogar mehr als 60 Prozent des Börsenwerts dahingeschmolzen. Was können Anleger daraus lernen?

Laut Beugels und Das ist die Geschichte von Netflix faszinierend, aber sie hält auch Lehren für die Märkte im Allgemeinen und für Technologieaktien im Besonderen bereit. Die Experten nennen fünf wichtige Erkenntnisse:

  1. Der Anstieg der Lebenshaltungskosten wird unterschätzt. Der Anstieg der Lebenshaltungskosten wird unterschätzt. Die in den vergangenen Monaten gestiegenen Kosten bedeuten, dass die Verbraucher weniger verfügbares Einkommen haben. Gleichzeitig hält die Lohninflation nicht mit den steigenden Kosten Schritt, auch wenn die Entwicklung am Arbeitsmarkt insgesamt ordentlich erscheint. Die Verbraucher müssen also irgendwo sparen und werden weiterhin Kompromisse eingehen müssen: Urlaub und Gourmetkaffee oder Gadgets und Abonnements?
  2. Der pandemiebedingte Schub hat sich abgeschwächt. Corona führte zu einem massiven Anstieg der Digitalisierung, wovon viele Technologiewerte direkt profitierten. Sobald die Impfkampagnen griffen, begannen jedoch einige Coronagewinner ihren Glanz zu verlieren. Dies in Kombination mit der Krise der Lebenshaltungskosten ergibt einen besonders gefährlichen Cocktail für einige der Firmen.
  3. Profitabilität zählt. Der Technologiesektor, insbesondere die Disruptoren, haben in den vergangenen Jahren davon profitiert, dass die Börsen begonnen haben, die Muster des Private-Equity-Bereichs zu übernehmen: Sie zahlten viel für Unternehmen, die ihre Umsätze schnell steigern können, selbst wenn sie unprofitabel sind oder in naher Zukunft keine Gewinne erwirtschaften. Wenn sich das Wachstum, wie jetzt, jedoch abschwächt, wird die Bewertung zu einem Problem, insbesondere wenn die Zentralbanken den Abzinsungssatz ändern, der für die Bewertung ebenfalls entscheidend ist. Folglich sind Geschäftsmodelle und Profitabilität in dieser neuen Ära von größerer Bedeutung.
  4. Große Investitionen sind nicht genug. Netflix gab im Jahr 2021 rund 17 Milliarden US-Dollar für Inhalte aus, verlor aber im ersten Quartal 2022 dennoch 200.000 Abonnenten. Der zu erwartende Umsatz des Unternehmens scheint bei etwa 32 Milliarden US-Dollar zu liegen (unter der Annahme, dass es kein Wachstum gegenüber dem zweiten Quartal 2021 gibt), so dass weniger Spielraum besteht, um die Ausgaben für Inhalte zu erhöhen, um letztlich die Vision der Unternehmensleitung von 50 Milliarden US-Dollar ohne Nutzerwachstum zu erreichen. Lebensmittellieferdienste sind ein weiteres Beispiel dafür, dass Unternehmen viel Geld ausgeben mussten, um Marktanteile zu gewinnen oder ihren Markt zu vergrößern. Auch hier wird das Umfeld schwieriger. Just Eat Takeaway, der europäische Marktführer für Essenslieferungen, plant die Veräußerung von Grubhub nur ein Jahr nach der Übernahme des US-amerikanischen Essenslieferdienstes. Auch andere Akquisitionen, die in der Blütezeit des vergangenen Jahres getätigt wurden, erweisen sich als Fehlinvestitionen. Teladoc, das Unternehmen für Telemedizin und virtuelle Gesundheitsfürsorge, musste 6,6 Milliarden US-Dollar auf seine jüngsten Übernahmen abschreiben, zum Beispiel die 18,5 Milliarden US-Dollar teure Übernahme von Livongo, einem anderen Unternehmen für virtuelle Gesundheitsfürsorge.
  5. Wir stehen am Beginn einer neuen Ära für Technologiewerte. In den vergangenen Jahren waren Technologieunternehmen über Konjunkturzyklen hinweg erfolgreich, weil sie von säkularen Trends wie der Digitalisierung profitieren konnten. Einige Marktsegmente sind aber nun gesättigt, während auch in vielen anderen Segmenten der Wettbewerb zunimmt. In dieser neuen Ära müssen selbst die mächtigsten Technologieunternehmen flexibler sein, sich schnell anpassen und Disziplin in ihrem Vorgehen zeigen. Positiv ist, dass viele Mega-Tech-Unternehmen immer noch über solide Barreserven und gute Geschäftsmodelle verfügen und weiterhin in Innovationen investieren.

Die Märkte sind laut Beugels und Das nun dabei, sich mit dieser neuen Landschaft nach Corona zu arrangieren, die durch knappere Verbraucher- und Unternehmensbudgets und höhere Kapitalkosten gekennzeichnet ist. Das Jahr 2022 wird für Tech- und Nicht-Tech-Firmen gleichermaßen das Jahr des großen Reset sein, so die Experten.

Aus Sicht von Beugels und Das wird sich wieder mal die Spreu vom Weizen trennen, denn nachhaltiges Wachstum fuße gerade in den schwierigeren Zeiten primär auf qualitativ soliden Bilanzen, auskömmlichen Margen und hohen Cash-Flows. „Auf diese Aspekte sollten Anleger achten und nicht ausschließlich auf die teils teuer erkauften, utopischen Wachstumsraten. Dann haben auch Technologiewerte weiterhin einen mehr als berechtigten Stellenwert im Portfolio und werden auch in Zukunft attraktive Ergebnisbeiträge liefern“, heißt es in dem Marktkommentar abschließend. (DFPA/JF1)

Merck Finck a Quintet Private Bank (Europe) S.A. branch hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.

www.merckfinck.de

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