Merck Finck "Blitzlicht": "Gold - Verschnaufpause vor der nächsten Rekordjagd"
Der Goldpreis ist nach Monaten des Steigflugs zuletzt ins Trudeln geraten. Die Anfang August erreichten Rekordstände sind derzeit nicht in Reichweite, die Kurse schwanken heftig. „Wir sehen das als eine gesunde Konsolidierung, denn aus anlegerpsychologischer Sicht war es nach der kräftigen Aufwärtsbewegung höchste Zeit für eine Verschnaufpause“, schreibt Lars-Henning Müller, Leiter Funds & Mandates bei der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“.
Laut Müller könnte die Rekordjagd im Herbst aber weiter gehen, denn die strukturellen Treiber eines steigenden Goldpreises seien unverändert intakt. Erstens sorgten die steigende globale Verschuldung und der wirtschaftliche Rückschlag durch die Covid-19-Pandemie dafür, dass die Realzinsen auf lange Sicht niedrig bleiben – und sogar weiter sinken. Fallende Realzinsen seien ein ideales Umfeld für den Goldpreis, weil die Opportunitätskosten eines Gold-Investments sinken.
Zweitens habe gerade die jüngste Krise gezeigt, wie groß der Wunsch der Anleger nach einem sicheren Hafen ist, wenn es hart auf hart kommt. Die Anlegernachfrage nach Gold werde weiter hoch bleiben. Bereits seit 2019 signalisierten stark steigende Zuflüsse in Gold-ETF diesen Trend, so Müller.
Dieser Trend werde sich noch verstärken, weil – drittens – die Inflationserwartungen bei einer zunehmenden Erholung der Weltkonjunktur wieder anziehen dürften. Während die Zentralbanken rund um den Globus immer mehr Geld in die Märkte pumpen, bleibe Gold eine Währung, die sich nicht künstlich aufblähen und damit potenziell entwerten lasse.
Als vierten Grund nennt Müller die Tatsache, dass viele Zentralbanken ihre Goldallokation selbst systematisch erhöhen. Auch sie wollten angesichts hoher geopolitischer Unsicherheit auf „Nummer sicher“ gehen.
Fünftens treffe die kräftige Nachfrage auf eine schwächelnde Angebotsseite. Die Minenproduktion von Gold habe ihren Höhepunkt zunächst einmal erreicht und werde bis auf Weiteres sukzessive abnehmen. Ersatz durch zahlreiche neue Minen sei nicht kurzfristig in Sicht. Denn die Vorlaufzeiten für die Genehmigung, Planung und Inbetriebnahme neuer Minen betragen mehrere Jahre, und es werde immer schwieriger, neue, große Vorhaben zu entdecken, unabhängig vom Niveau des Goldpreises.
„Der Treibstoff für den nächsten Höhenflug des Goldpreises ist reichlich vorhanden. Zwar ist Gold im historischen Vergleich nicht gerade billig, wenn man auf den nominalen Preis schaut. Aber auf mittlere Sicht dürfte es weiter kräftig nach oben gehen. Auf Sicht von drei Jahren ist ein Goldpreis von 3.000 US-Dollar je Feinunze unserer Meinung nach realistisch. Zudem sehen wir Gold als strategischen Portfoliobestandteil. In vielen größeren Vermögen ist Gold noch lange von seinen historischen Gewichtungen von fünf bis zehn Prozent am Gesamtportfolio entfernt, obgleich es als sicherer Hafen für Extremszenarien dient“, so Müller abschließend. (DFPA/JF1)
Quelle: Merck Finck „Blitzlicht“
Die 1870 gegründete Merck Finck Privatbankiers AG hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.