Merck Finck: "Gegenwind für Erneuerbare-Energien-Aktien - Woran liegt´s?"
Obgleich die Transformation in eine CO2-neutrale Wirtschaft in aller Munde ist, entwickeln sich die Aktien der meisten Unternehmen aus dem Erneuerbare-Energien-Sektor schlechter als der breite globale, US-amerikanische oder europäische Aktienmarkt, schreibt Marc Decker, Leiter Aktien bei Quintet Private Bank, Muttergesellschaft von Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“.
Laut Decker hat der europäische Index für Erneuerbare Energien (European Renewable Energy Total Return Index) seit den Höchstständen um den Jahreswechsel 2020/21 herum circa 30 Prozent verloren, während sein Pendant der fossilen Energieträger eine positive Wertentwicklung von fast 74 Prozent verbuchte. Seit Beginn dieses Jahres, bewegen sich Energieaktien – ob erneuerbar oder nicht – gleichermaßen um circa sieben Prozent im negativen Bereich, wohingegen die breiten Aktienmarktindizes mit einer positiven zweistelligen Entwicklung aufwarten können.
Woran liegt´s? Unabhängig von unternehmensspezifischen Themen müsse laut Decker den Marktteilnehmern unterstellt werden, zu hohe Erwartungen an den Sektor insgesamt eingepreist zu haben, was zu entsprechend hohen Bewertungen geführt habe. Die Gewinne konnten dem nicht folgen, so dass die Korrekturen der Ergebnisprognosen zu teilweise heftigen Rückschlägen führten, erklärt Decker. Schließlich sanken die Margen, weil Aufträge zu alten Preisen aber neuen Kosten abgearbeitet werden mussten. Immerhin seien die Preise für die Rohstoffpreise, die zum Beispiel für den Bau von Windkraftanlagen notwendig sind, im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Hinzu kamen gestörte Lieferketten.
Zwar entwickeln sich die Rohstoffpreise wieder rückläufig, aber nun stellen neue Marktteilnehmer, wie Unternehmen aus China oder auch etablierte Mineralölkonzerne, die ihre Geschäftsmodelle zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit ausrichten wollen, eine Gefahr für die Rentabilität der einschlägigen Unternehmen dar. Ungemach drohe zudem von regulatorischer Seite beziehungsweise der Ungewissheit bei der Änderung von Vorschriften. So könnten zum Beispiel „Windfall Profits“, also Extragewinne ausgelöst durch die hohen Energiepreise und die sogenannten Merit-Order, nachträglich über Sondersteuern abgeschöpft werden. Generell sorgten auch teils langwierige Genehmigungsverfahren durch die jeweiligen Behörden für eine gewisse Schwerfälligkeit bei der Entwicklung des Sektors – vor allem in westlichen Industrieländern.
Im vergangenen Jahr haben sich zudem die Finanzierungskosten durch steigende Zinssätze erhöht. Gerade die jüngeren Unternehmen dieses Sektors hätten in der Regel relativ hohe Verschuldungsgrade, was sich ebenfalls negativ auf die Bewertungen ausgewirkt habe. Schließlich wiegen auch hausgemachte beziehungsweise unternehmensspezifische Gründe, wie die zuletzt bekannt gewordenen Probleme von Siemens Energy mit seiner Windturbinensparte oder Schwierigkeiten bei der Beurteilung des zukünftig anzunehmenden Wachstum bei Orsted, teils schwer auf den Unternehmen des Sektors.
„Somit wird es spannend sein, wie sich diese Unternehmen nun ausrichten, um mit dieser Gemengelage klarzukommen. Derzeit sehen wir keinen triftigen Grund, uns hier weiter zu engagieren“ so Decker abschließend. (DFPA/JF1)
Merck Finck begleitet Vermögen von Privatkunden, mittelständischen Unternehmen sowie Institutionen wie Kirchen und Stiftungen. Von 13 Standorten aus werden unter anderem Private Banking- und Vermögensverwaltungsdienstleistungen angeboten. Merck Finck ist Teil der Quintet Private Bank, die mit örtlichen Banken an 45 Standorten in sechs europäischen Ländern vertreten ist.