Mittelstand: Investitionsbereitschaft so hoch wie nie zuvor
Nach dem schwachen Ergebnis vom Herbst vergangenen Jahres hat sich die Stimmung im deutschen Mittelstand in diesem Frühjahr erholt. Die Unternehmen blicken wieder zuversichtlicher auf das Jahr 2016. Die Stimmungsverbesserung der kleinen und mittleren Unternehmen ist insbesondere auf deutlich gestiegene Geschäftserwartungen zurückzuführen, so Stefan Bielmeier, Bereichsleiter Research und Chefvolkswirt der DZ Bank. In seinem Blogbeitrag bezieht er sich auf die aktuelle „Mittelstandsstudie“, die zum vierten Mal vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), von der WGZ Bank und von der DZ Bank gemeinsam erstellt wurde.
Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antworten liegt mit aktuell 27,3 Punkten über dem Ergebnis von vor einem halben Jahr (16,9 Punkte). Aber auch die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich gegenüber dem letzten Ergebnis nochmals verbessert und liegt mit einem Antwortsaldo von 69 Punkten weit über dem langjährigen Mittelwert.
Die Investitionsbereitschaft der Mittelständler stieg sogar auf ein neues Allzeithoch: So planen 81 Prozent der Befragten im nächsten halben Jahr in ihr Unternehmen zu investieren. Im Herbst waren es noch weniger als 78 Prozent.
Der Mittelstand in Deutschland profitiert aktuell davon, dass ein beträchtlicher Teil der Unternehmen zu den besonders inlandsorientierten Branchen Bau, Handel und Dienstleistungen zählt. Diesen Unternehmen kam laut Bielmeier die anhaltende Konsumlaune der privaten Haushalte zugute. Der private Konsum habe im vergangenen Jahr so stark zugelegt wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Da sich die Rahmenbedingungen für die Konsumenten auch 2016 kaum ändern, dürfte die Kauflaune der privaten Haushalte weiter anhalten. Gleiches gelte für die Nachfrage nach Immobilien, die angesichts der niedrigen Zinsen als lohnende Alternative zu Geldanlagemöglichkeiten erscheinen.
Allerdings gebe es nicht nur positive Resultate. So werde der Facharbeitermangel mittlerweile von fast zwei Dritteln als aktuelles Problem betrachtet, und die Auslandsaktivität der mittelständischen Unternehmen ist in diesem Frühjahr zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen. Mittlerweile seien „nur“ noch 53,7 Prozent der befragten Unternehmen im Ausland geschäftlich engagiert. Vor einem Jahr waren es noch 57,4 Prozent. Verantwortlich für diesen Rückgang dürfte die Schwäche der Schwellenländer sein. Auch ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union bereite den mittelständischen Unternehmen in Deutschland Sorgen. So sehen sich lediglich 28 Prozent der Befragten von einem solchen „Brexit“ nicht betroffen. Fast ein Drittel befürchtet dagegen zunehmende bürokratische Hemmnisse und für mehr als jeden fünften Mittelständler machen Zölle Großbritannien als Absatzmarkt sogar uninteressant.
Insgesamt brauche man sich um den Mittelstand aber derzeit keine Sorgen zu machen: Die Unternehmen sind krisenfest aufgestellt und zeigen sich gut gerüstet für die nähere und fernere Zukunft.
Quelle: „Bielmeiers Blog“ DZ Bank
Die DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank mit Sitz in Frankfurt am Main ist innerhalb des genossenschaftlichen Finanzsektors als Zentralinstitut für mehr als 900 Kreditgenossenschaften zuständig. Darüber hinaus ist die DZ Bank Geschäftsbank für Firmenkunden sowie für Institutionelle aus dem In- und Ausland. (mb1)