"Nach dem Crash - Mut zum Wiedereinstieg!"
Teilweise über 20 Prozent Abschlag auf dem Aktienmarkt - das betrachtet Dr. Jan Schopen als Crash. Der Portfoliomanager und Analyst im Bereich Asset Allocation beim Vermögensverwalter Lazard Asset Management rät zum Wiedereinstieg und erläutert in seinem aktuellen Marktkommentar, warum Diversifizierung nicht tot ist - obwohl sie in diesem Jahr nicht vor Verlusten schützen konnte.
Laut Schopen stammt ein Teil der Übertreibung an den Märkten von Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen, deren Risikobudget erschöpft ist und die verkaufen mussten. Ein Blick auf historische Aktienkurse zeige jedoch, dass Rückschläge nichts Ungewöhnliches seien und meist recht schnell wieder aufgeholt werden. Da es nahezu unmöglich sei, den Tiefststand abzupassen, raten Schopen und sein Team zu einem sukzessiven Wiedereinstieg in den Markt. Auch wenn die Kurse eventuell noch etwas fallen. seien sehr viele Risiken aber in den Preisen bereits reflektiert. Es dürfte aus Sicht von Schopen Investoren nicht mehr überraschen, wenn einige Unternehmen ihre Ergebnisse in der nächsten Berichtssaison korrigieren müssen.
„Ebenso bleiben wir unserem Multi-Asset-Ansatz treu: Die Gleichläufigkeit der Märkte bleibt nicht bestehen. Aktuell halten wir allerdings die Aktienseite aufgrund der heftigen Korrektur für attraktiver“, so Schopen. Trotzdem gelte die Empfehlung weiter, Renten beizumischen. Auch am Rentenmarkt sei nach den zweistelligen Abschlägen inzwischen sehr viel eingepreist. Schopen „Wir kommen von einem Zinssatz von minus 50 Basispunkten bei der Europäischen Zentralbank und der Anleihenmarkt geht jetzt schon davon aus, dass die Zinsen um 250 Basispunkte ansteigen. Daher möchten wir Anleger ermutigen, je nach Risikotragfähigkeit wieder einzusteigen.“ Es gebe keine Chance ohne Risiko, aber das Chance-Risiko-Verhältnis habe sich wieder deutlich verbessert.
Zum Start in das Jahr 2022 war die Inflation das Thema, welches Rezessionsängste schürte. In diesem Umfeld war auch über Diversifikation keine positive Rendite zu erreichen, da alle Assetklassen abstürzten, so Schopen. „Aber: Wir befinden uns in Europa noch immer in einem Umfeld, in dem die Haushalte hohe Summen angespart haben und noch immer Konsum nachholen. Die Arbeitslosenquote ist niedrig und die Unternehmen verdienen gut. Daher ist das Gesamtbild nicht nur negativ“, schreibt Schopen weiter.
Eine Stagflation sei unter diesen Umständen nicht zu befürchten. In den 1970er Jahren habe die Ölkrise eine Phase der Inflation in Kombination mit Rezession ausgelöst, doch die heutige Situation sei damit nicht vergleichbar, da die Inflation über einen langen Zeitraum erhöht war. Die Inflation in Europa stammt aktuell zu einem großen Teil aus dem Nahrungsmittelsektor und der Energie. In der Schweiz, die weniger abhängig von Öl- und Gaspreisen ist und etwa 60 Prozent ihres Energiebedarfs über Wasserkraft abdeckt, sei die Inflationsrate mit etwa zwei Prozent zum Beispiel deutlich geringer.
„Etwas anders sieht das Bild in den USA aus. Hier liegt die Kerninflation, also die Teuerung ohne saisonal schwankende Preise wie Lebensmittel und Energie, deutlich höher. Zudem ist dort eine Lohn-Preis-Spirale im Gange, die hier bislang nicht zu erkennen ist. Wir rechnen daher damit, dass im vierten Quartal Basiseffekte zum Tragen kommen, die dämpfend auf die Inflation wirken. Allerdings gibt es inzwischen Preiserhöhungen unter dem Deckmäntelchen der Inflation – das prominenteste Beispiel sind Mineralölprodukte. Wir von Lazard AM gehen trotzdem davon aus, dass die Börse die Rezessionstendenzen bereits überwiegend eingepreist hat“, schreibt Schopen abschließend. (DFPA/JF1)
Lazard Asset Management (LAM) ist eine indirekte Tochtergesellschaft der börsennotierten US-Investmentbank Lazard Ltd. und bietet weltweit eine breite Palette von Aktien-, Anleihen- und alternativen Investmentprodukten. LAM und verbundene Vermögensverwaltungsgesellschaften der Lazard-Gruppe verwalten ein Kundenvermögen in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar.