Neues Börsensegment ist "ein Schritt in die richtige Richtung"
Die europäische Ratingagentur Scope begrüßt die deutlich schärferen Regeln für eine Notierung im Börsensegment ‚Scale‘, mit dem die Deutsche Börse zum 1. März 2017 einen Neustart für die Finanzierung von kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) wagt. „Die restriktiven ‚Scale‘-Anforderungen zu Verschuldung und Zinsdeckung können dazu beitragen, verlorenes Anlegervertrauen für ein ‚High-Yield‘-Anleihesegment zurück zu gewinnen“, sagt Sebastian Zank, Director Corporates bei Scope Ratings. Für derzeit im ‚Entry Standard‘ gelistete Altanleihen dürfte ein erfolgreicher Sprung in den ‚Scale’ positiv sein. Emittenten, welche die neuen Mindestkriterien nicht erfüllen, werden zum Wechsel in den Freiverkehr gezwungen. Scope erwartet, dass rund die Hälfte der Emittenten mit einer Anleihe im ‚Entry Standard‘ die Kriterien erfüllen kann.
Die Ausfallrate von mehr als 20 Prozent habe die Emissionsaktivitäten von sogenannten „Mittelstandsanleihen“ nahezu zum Erliegen gebracht. Vor diesem Hintergrund verlangt ,Scale‘von neuen Emittenten wie von den 47 bisher noch im ‚Entry Standard‘ gelisteten Anleihen, dass sie klare quantitative Mindestkriterien in Bezug auf Verschuldung und Zinsdeckung erfüllen. Gemäß Scopes Ratingkriterien implizieren diese ein Finanzrisikoprofil von „B+“ und besser, außer bei Emittenten in Sektoren wie Immobilien oder Versorgern. Für Neuemissionen gilt darüber hinaus ein Mindestvolumen von 20 Millionen Euro.
Scope erwartet im bisherigen Markt für deutsche Mittelstandsanleihen auch für 2017 und 2018 weitere Ausfälle sowie Anleiherestrukturierungen. Zugleich schaffen die ‚Scale‘-Standards aus Sicht der Ratingagentur mehr Vertrauen in das neue Marktsegment, was bei Neuemissionen zu deutlich besseren (Re-)Finanzierungskonditionen führen könnte.
Mit Blick auf die anstehende Refinanzierungswelle im bisherigen ‚Entry Standard‘ eröffnet ein Wechsel in den ‚Scale‘ solideren Emittenten ebenfalls neue Chancen, so Scope. Dennoch dürften sich auch künftig einige derzeit noch im ‚Entry Standard‘ gelistete Emittenten vom Anleihemarkt abwenden.
Zudem erwartet Scope, dass sich die Investorenbasis für im ‚Scale‘ notierte Anleihen von Privatanlegern hin zu institutionellen Investoren verschiebt. Eine solche Professionalisierung wäre bereits in anderen alternativen Anleihesegmenten Europas erreicht worden, etwa im spanischen Marf, im italienischen Extramot Pro oder im skandinavischen ABM.
Insgesamt wertet Scope die Einführung des neuen KMU-Segments ‚Scale’ als Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Akzeptanz unter Emittenten und Investoren noch bewiesen werden müsse.
Quelle: Pressemitteilung Scope
Die 2002 gegründete Scope-Unternehmensgruppe ist eine bankenunabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin. Sie ist auf das Rating von Unternehmen, Anleihen, Fonds und Zertifikaten spezialisiert. (JF1)