Robeco: „Europäische Aktien erscheinen attraktiver als US-Werte“
Nach Überzeugung des Chief Investment Officers (CIO) der niederländischen Fondsgesellschaft Robeco Investment Solutions, Lukas Daalder, sprechen vier Faktoren für die Anlageregion Europa. Daalder weist in einem Marktkommentar darauf hin, dass der US-Markt viele gute Nachrichten eingepreist und Unsicherheiten ignoriert hat, während in Europa umgekehrt sämtliche Unsicherheiten eingepreist und alle guten Nachrichten ignoriert wurden. Das biete Chancen. Allerdings sollten Anleger die Risiken im Auge behalten.
Für europäische Titel spreche laut Daalder die positive wirtschaftliche Entwicklung. Die Wirtschaft der Eurozone expandiere seit nunmehr zwei Jahren genauso schnell wie die US-Wirtschaft. Da die Bevölkerung Europas langsamer wächst als die der USA, bedeute dies, dass Europa ein höheres Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf aufweise. Politisch sei die Lage in Europa nach dem Wahlsieg von Emmanuel Macron „weit weniger bedrohlich“.
Auch das Umsatzwachstum und die Bewertung europäischer Aktien seien ein Pluspunkt gegenüber US-Titeln. Europa kann möglicherweise ein zweistelliges Umsatzwachstum für die ersten drei Monate 2017 melden. Es überrasche daher nicht, dass daraus ein starker zweistelliger Anstieg des Gewinns je Aktie resultiere, wobei der europäische Markt im Vorjahresvergleich die Führung übernommen habe.
Je nach Bewertungsmaßstab seien europäische Aktien gegenüber US-Titeln um bis zu fünf Prozent überbewertet beziehungsweise um bis zu 48 Prozent unterbewertet. Der von Robeco bevorzugte langfristige Bewertungsmaßstab, das reale, zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE), weise auf einen Kursabschlag von 48 Prozent hin.
Daalder warnt jedoch davor, sich mitreißen zu lassen: „Die Bewertung ist nie ein guter Indikator für das richtige Timing. Wer europäische Aktien nur deshalb kauft, weil sie billig sind, hat in den letzten sieben Jahren überwiegend Verluste gemacht. Verbindet man niedrige Bewertungskennzahlen dagegen mit anderen Faktoren wie einer besser werdenden Stimmung in der Wirtschaft, abnehmenden politischen Risiken und der Gesamtdynamik, können sie sich als ein sehr starkes Element der Anlagestrategie erweisen.”
Quelle: Marktkommentar Robeco
Die Fondsgesellschaft Robeco mit Sitz in Rotterdam ist seit 2013 eine Tochtergesellschaft der japanischen Investmentbank Orix. Das 1929 gegründete Unternehmen verwaltet in der Gruppe ein Vermögen in Höhe von rund 281 Milliarden Euro. (Stand: 31. Dezember 2016) (TH1)