Robeco: Für Anleiheinvestoren ist die "Stock-Picking-Zeit" gekommen
Der aktuelle Kreditzyklus endet bald und risikobehaftete Finanzmarktaktiva inklusive Unternehmensanleihen sind anfällig für Verluste. Das lässt Sander Bus und Victor Verberk, Co-Heads des Credit-Teams bei der Fondsgesellschaft Robeco, vorsichtiger werden. „Sicherheit hat Vorrang. Wir setzen auf Qualität, um von einer weiteren Zunahme der Spreads und von höheren Risikoprämien zu profitieren“, sagt Bus. Die Robeco-Experten rechnen zudem mit mehr Volatilität.
Die internationalen Notenbanken werden nach Einschätzung der Experten ihre geldpolitischen Stimulierungsmaßnahmen 2018 drastisch zurückfahren. „Das Einzige, was uns davon abbringen würde, größere Marktvolatilität zu erwarten, ist folgendes Szenario: Andere Marktteilnehmer wie Geschäfts- und Privatkundenbanken übernehmen den Ankauf von Anleihen”, so Bus. „Unserer Ansicht nach geht es dabei aber um zu große Summen, um ein solch perfektes Szenario zu erwarten. Das alles gilt für alle risikobehafteten Anlageklassen.”
Robecos Credit-Experten legen den Fokus daher auf Qualität. „Wir kaufen Anleihen von Emittenten, die ihre Verbindlichkeiten reduzieren. Von den Mega-Unternehmen mit 50 Milliarden Euro Schulden oder mehr in ihren Bilanzen lassen wir die Finger. Es ist wieder Zeit für ‚Stock-Picking‘“, erklärt Bus. Darüber hinaus hält Robeco europäische Unternehmensanleihen nach wie vor für attraktiver als amerikanische.
Die Robeco-Experten meinen, dass die Notenbanken mit ihrer lockeren Geldpolitik zwar richtigliegen, aber aus den falschen Gründen. „Der durch eine Milliarde Chinesen, die seit den 1980er Jahren das Arbeitskräfteangebot vergrößert haben, ausgelöste massive Schock hat die Inflation gebremst. Daraus ist der Schulden-Superzyklus entstanden, über den wir vor zehn Jahren zum ersten Mal geschrieben haben. Schuldenprobleme mit noch mehr Schulden zu lösen, wird letztlich zu mehr und nicht zu weniger finanziellen Schocks führen. Wir leben in einer Zeit, in der man einen regelmäßigen Zyklus erwarten sollte, an dessen Anfang eine Krise steht, gefolgt von Schuldenzunahme, Hochkonjunktur, Übertreibungen und erneutem Konjunktureinbruch”, sagt Bus.
Quelle: Marktkommentar Robeco
Die Fondsgesellschaft Robeco mit Sitz in Rotterdam ist seit 2013 eine Tochtergesellschaft der japanischen Investmentbank Orix. Das 1929 gegründete Unternehmen verwaltet ein Vermögen in Höhe von rund 161 Milliarden Euro. (Stand: 31. Dezember 2017) (TH1)