RWI: Keine Hinweise auf Überhitzung des deutschen Immobilienmarktes
Eine allgemeine Überhitzung des deutschen Immobilienmarktes ist derzeit nicht feststellbar, schreibt das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in einer Marktanalyse. In zahlreichen Regionen Deutschlands habe das Risiko für eine Blase am Wohnungsmarkt allerdings in den vergangenen zwei Jahren zugenommen. Der Markt für Wohnhäuser habe sich hingegen zuletzt etwas entspannt, heißt es. Das sind die Ergebnisse des vierten Immobilienpreis-Monitorings des RWI auf Basis von Daten des Internet-Immobilienportals „ImmobilienScout24“.
Insgesamt sind die Preise für Immobilien im vergangenen Jahr allerdings erneut deutlich gestiegen, heißt es in der Analyse. Sie lagen im dritten Quartal 2017 nach Angaben des Immobilienpreisindex des Statistischen Bundesamtes um 3,6 Prozent über dem Vorjahreswert. Andere Indizes deuteten sogar auf einen noch stärkeren Anstieg hin. Besonders betroffen seien Berlin und angrenzende Arbeitsmarktregionen sowie Teile Baden-Württembergs und Südbayerns. Bundesweit betrachtet stiegen die Preise vor allem in Großstädten überproportional, heißt es.
Insbesondere in den Arbeitsmarktregionen Köln und Leipzig sowie in einigen Regionen Baden-Württembergs gebe es Hinweise auf übertriebene Preiserwartungen und somit Anzeichen für eine Überhitzung des Marktes. Auf dem Häusermarkt habe sich die Lage hingegen etwas entspannt. Hier sei vor allem in den Regionen Hannover, Frankfurt und Köln eine Überhitzung wahrscheinlich.
Die erhöhten Risiken am Wohnungsmarkt lassen sich daran ablesen, dass sich seit dem vorhergehenden Immobilienpreis-Monitoring vom April 2016 in 39 der 141 Arbeitsmarktregionen die Anzeichen einer Überhitzung verstärkt hätten. In lediglich neun Regionen haben sich die Hinweise abgeschwächt, berichtet das RWI. Auf dem Häusermarkt haben die Anzeichen für überhöhte Immobilienpreise im gleichen Zeitraum in 24 Arbeitsmarktregionen zugenommen. In 32 Regionen sind die Hinweise auf eine Überhitzung schwächer geworden.
Steigende Preise alleine sind jedoch noch kein hinreichender Hinweis darauf, dass eine Blase entsteht. Dazu müssen sie sich von fundamentalen Trends abkoppeln, wie sie sich beispielsweise aus steigenden Einkommen ergeben, kommentieren die Experten die Preisanstiege.
Quelle: Pressemitteilung RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (vormals Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung) ist ein Zentrum für wissenschaftliche Forschung und evidenzbasierte Politikberatung in Deutschland und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es wurde 1926 gegründet und arbeitet seit 1943 in rechtlicher Selbständigkeit als eingetragener Verein; es dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken. Das RWI informiert mit seinen Arbeiten über ökonomische Entwicklungen und deren Ursachen, erleichtert Politik und Unternehmen sachgerechte Entscheidungen und fördert in der Öffentlichkeit das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge. (TS1)