Savills: Bauboom beim studentischen Wohnen
Der Bestand privater Betreiber von Studentenwohnanlagen hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Und die nächste Verdopplung ist bereits absehbar: Gebaut wurden und werden jene kleinen Wohnungen, die am freien Wohnungsmarkt fehlen. Dies ist das Ergebnis der Analyse „Studentisches Wohnen“ des Immobiliendienstleisters Savills.
Während der erste Teil der Veröffentlichungsreihe zum studentischen Wohnen die Verdrängung der Studenten vom freien Wohnungsmarkt thematisierte (wir berichteten), widmet sich der zweite Teil der rasanten Ausweitung des Angebots privat betriebener Studentenwohnanlagen. Denn Investoren nutzen laut Analyse die Chance, die Angebotslücke durch kleine Wohnungen zu schließen. Denn Studentenwerke – traditionell die größten Anbieter studentischen Wohnraums - konnten trotz steigender Studierendenzahlen unter anderem aufgrund finanzieller Restriktionen kaum zusätzliches Angebot schaffen. Folglich ging die Versorgungsquote mit öffentlich geförderten Wohnheimplätzen in den vergangenen Jahren stetig auf zuletzt unter zehn Prozent zurück.
Während Studenten also zunehmend vom freien Wohnungsmarkt verdrängt werden und immer mehr von ihnen keinen Platz in den Wohnheimen der Studentenwerke finden, fehlten bis vor wenigen Jahren adäquate Alternativen. So gab es in den dreißig größten deutschen Hochschulstädten im Jahr 2010 lediglich 12.000 Plätze privater Träger. Diesem Angebot standen mehr als 1,2 Millionen Studierende gegenüber, das heißt die entsprechende Versorgungsquote lag bei unter einem Prozent. Seitdem hat sich der private Bestand auf etwa 25.000 Plätze verdoppelt und die Versorgungsquote ist auf immerhin 1,7 Prozent gestiegen. Unter Berücksichtigung aller aktuell in Bau und Planung befindlichen Objekte dürfte der Bestand bis 2020 auf mindestens 41.000 Plätze anwachsen. Im Zuge dieser Entwicklung steigt der Marktanteil privater Betreiber deutlich an. Vereinten diese in den dreißig größten Hochschulstädten im Jahr 2000 nur circa sechs Prozent aller studentischen Wohnplätze auf sich, so sind es heute etwa 16 Prozent. Bis zum Jahr 2020 wird ihr Marktanteil laut Savills auf voraussichtlich rund 22 Prozent ansteigen.
Bei den privaten Akteuren stehen allerdings nicht alle Hochschulstädte gleich hoch im Kurs. So gibt es das größte Angebot an privaten Wohnplätzen in Städten mit besonders angespannten Wohnungsmärkten, wie etwa in Frankfurt oder München. Diese Angebotslücke füllen private Investoren: Akteure wie GBI, International Campus oder MPC bauen Wohnanlagen mit in der Regel knapp 20 bis 25 Quadratmeter großen Einzelapartments. Zumeist sind diese Wohneinheiten voll möbliert und hochwertig ausgestattet. Zudem verfügen sie mehrheitlich über Bad und Kitchenette. Anhand dieser Charakteristika werde deutlich: Was hier entsteht, hat mit dem Angebot der Studentenwerke wenig gemeinsam. Stattdessen bilde sich ein neues Marktsegment heraus, das auf eine gänzlich andere Gruppe von Studierenden abzielt.
Wie schnell dieses Marktsegment mancherorts wächst, zeige ein Blick auf Berlin: Dort übersteigen die in Bau und Planung befindlichen Plätze den bereits existierenden Bestand um das Zweieinhalbfache. In Hamburg beträgt das Verhältnis fast 6:1. In beiden Städten wird sich das Angebot nach Vollendung der derzeit laufenden Projekte somit vervielfacht haben.
Quelle: Pressemitteilung Savills
Savills plc ist ein weltweit tätiges Immobilien-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in London. Tätigkeitsschwerpunkte sind Beratungs-, Management- und Transaktionsdienstleistungen. Das 1855 gegründete Unternehmen beschäftigt 27.000 Mitarbeiter in 600 Niederlassungen weltweit. (mb1)