Savills: Viel Unsicherheit am Handelsimmobilienmarkt
Am deutschen Handelsinvestmentmarkt wurden laut Immobilienberater Savills im dritten Quartal des Jahres Immobilien für rund 2,5 Milliarden Euro gehandelt. Das Ergebnis wird jedoch von der Milliardenübernahme des Einkaufszentrenbetreibers Deutsche EuroShop durch den Finanzinvestor Oaktree und der Vermögensverwaltung Cura getragen. Ohne diesen Sondereffekt würde das Transaktionsvolumen so niedrig ausfallen wie zuletzt im Jahr 2010. Doch aufgrund der Übernahme und einem starken Auftaktquartal belief sich das Transaktionsvolumen mit deutschen Handelsimmobilien in den ersten neun Monaten des Jahres auf rund 6,6 Milliarden Euro – im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht dieses Ergebnis einem Anstieg von drei Prozent.
Daniel Kroppmanns, Head of Retail Agency Germany bei Savills, kommentiert die Lage an den Nutzermärkten wie folgt: „Der Druck im Handel kommt gerade von allen Seiten. So lässt beispielsweise die Preissensitivität der Verbraucher kaum Spielraum für Händler im Non-Food-Segment, die Preise im notwendigen Maße auf die Konsumenten umzulegen. Hier dürften die Preissteigerungen insgesamt unter der allgemeinen Inflationsrate bleiben. Sollten also Bestandshalter bei diesen Mietern einen Anstieg der Mieten auf Basis von Index-Klauseln in Betracht ziehen, könnte das die Händler zusätzlich unter Druck setzen. Und birgt insbesondere bei auslaufenden Mietverträgen die Gefahr von steigendem Leerstand. Aber das spiegelt nur eine Seite des aktuellen Geschehens wider. Auf der anderen Seite beobachten wir einige aktive Händler, die das Marktumfeld als Chance begreifen und nach wie vor expandieren. Denn antizyklisch und in einem ausgedünnten Wettbewerbsumfeld zu expandieren, bietet derzeit die Möglichkeit, gute Verträge in attraktiven Lagen abzuschließen.“
Mit einem Anteil von 16 Prozent am gesamten Gewerbetransaktionsvolumen reihen sich Handelsimmobilien hinter Büro- und Logistikobjekten auf dem dritten Platz ein und liegen damit unter dem Fünf-Jahres-Mittel von 18 Prozent. Shopping-Center waren aufgrund der Deutschen EuroShop-Übernahme mit einem Volumen von knapp 2,0 Milliarden Euro das stärkste Segment (30 Prozent) im bisherigen Jahresverlauf. Geschäftshäuser und Fachmarkzentren sind mit 1,52 Milliarden Euro (23 Prozent) beziehungsweise 1,46 Milliarden Euro (22 Prozent) nahezu gleichauf. Dahinter rangieren Supermärkte und Discounter mit einem Volumenanteil von 15 Prozent (983 Millionen Euro). Sonstige Einzelhandelsimmobilien, zu denen unter anderem Baumärkte oder Cash & Carry zählen, waren für sieben Prozent des Volumens (480 Millionen Euro) verantwortlich. Auffällig sei der Volumenrückgang der Supermärkte und Discounter gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (erstes bis drittes Quartal 2021) um 52 Prozent.
Die Phase der Preisanpassung setzte sich im vergangenen Quartal weiter fort und wurde laut Savills vor allem aufgrund der hohen Volatilität erschwert. Doch trotz Schwankungen seien die Zinsen im dritten Quartal tendenziell weiter angestiegen. Daher geht Savills über alle Handelssegmente hinweg von einem Anstieg der Nettoanfangsrenditen aus. Neben der hohen Volatilität liegen die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern nach wie vor recht weit auseinander, sodass Savills wie im letzten Quartal Renditespannen ausweist. So liegt die Spitzenrendite für Supermärkte und Discounter derzeit bei 3,6 Prozent bis 4,0 Prozent (zweites Quartal: 3,2 Prozent bis 3,5 Prozent) und bei Fachmarktzentren bei 3,9 Prozent bis 4,3 Prozent (zweites Quartal: 3,6 Prozent bis 3,9 Prozent). Die Spitzenrendite für Shopping-Center stieg von zuvor 5,0 Prozent auf nun 5,1 Prozent bis 5,5 Prozent und bei Geschäftshäusern von vormals 3,2 Prozent auf 3,2 Prozent bis 3,6 Prozent. (DFPA/mb1)
Savills plc ist ein weltweit tätiges Immobilien-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in London. Tätigkeitsschwerpunkte sind Beratungs-, Management- und Transaktionsdienstleistungen. Das 1855 gegründete Unternehmen beschäftigt über 39.000 Mitarbeiter weltweit.