Staatsanleihen: Renditen nach langer Abwärtsphase wieder im Aufwind
Ausgelöst durch den Renditesprung der deutschen Bundesanleihen von 0,05 Prozent auf 1,05 Prozent verzeichneten die europäischen Zinsmärkte in den vergangenen Wochen eine deutlich negative Performance. Der drastische Anstieg der Renditen europäischer Staatsanleihen hat Anleger nicht nur in seinem Ausmaß, sondern auch in seinem Timing und seiner Art vollkommen überrascht. Deswegen lohnt ein Vergleich der jüngsten Entwicklungen mit früheren Quantitative- Easing-Phasen in den USA und in Großbritannien, so urteilt Emmanuel Petit, Leiter des Rentenmanagements bei Rothschild & Cie Gestion, in einem Marktkommentar.
So bilden sich üblicherweise während der Durchführung von Anleiherückkaufprogrammen zwei unterschiedliche Entwicklungsphasen auf den Zinsmärkten aus: Zunächst erfolge eine konstante Abwärtsbewegung der Nominalzinsen, die mit der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken einhergeht. Dem folgt eine zweite Phase anziehender Nominalzinsen parallel zum Anstieg der Inflationserwartungen.
Im Falle der aktuellen Korrektur am Rentenmarkt überrasche jedoch die Tatsache, dass der Renditesprung der Bundesanleihen zu einem Anstieg der Realzinsen geführt hat – das jedoch ohne eine nennenswerte Veränderung der Inflationserwartungen. So verzeichneten die negativen deutschen Realzinsen eine deutliche Zunahme von minus 1,40 Prozent auf minus 0,75 Prozent, während sich die Inflationserwartungen nur geringfügig um 15 Basispunkte von 1,70 Prozent auf 1,85 Prozent verändert haben.
Seit Monaten begrenze das Unternehmen die Folgen eines Renditeanstiegs bei Staatsanleihen der Kernländer. Um das Portfolio gegen langfristige Zinsänderungen zu immunisieren, sei eine flexible Verwaltung und Positionierung mit Schwerpunkt auf das mittlere Laufzeitensegment, genauer bei drei- bis fünfjährigen Papieren, erforderlich. Dieses Segment konnte sich angesichts des steilen Anstiegs der Renditekurve am besten behaupten und bot die höchsten Renditeaufschläge. Dazu wurde das Zinsrisiko über Futures weiter reduziert.
Rothschild & Cie Gestion habe frühzeitig begonnen, Performancepotenziale durch Steuerung des sogenannten Kreditrisikos bei Unternehmensanleihen zu nutzen. Sind wie aktuell die üblichen Benchmarks einem erheblichen Zinsänderungsrisiko ausgesetzt, werde sich auf ein intelligentes Ausnutzen unterschiedlicher Ratings fokussiert.
Die Rentenmärkte könnten in den kommenden Quartalen noch volatil bleiben. Die Nominalzinsen dürften jedoch nicht linear und in gleichem Tempo weiter steigen, sondern in Etappen und mit starken Schwankungen. Wahrscheinlich werde die Bundesanleihe in den kommenden Monaten eine neue Marke durchbrechen. Im Gegensatz zur derzeitigen Renditeentwicklung, die man als Korrektur völlig unangemessener Realzinsen betrachten kann, könnten sich die Konjunkturdaten und Inflationserwartungen in der Eurozone, die sich laut Marktkommentar wohl bis zum Jahresende weiter verbessern werden, als echte Katalysatoren erweisen.
Quelle: Pressemitteilung Rothschild
Rothschild & Cie Gestion ist einer der größten Asset Manager in Frankreich. Für das Unternehmen sind derzeit 210 Mitarbeiter tätig, davon 50 Fondsmanager und Analysten. Der Mutterkonzern Rothschild & Cie verwaltet ein Vermögen von rund 48 Milliarden Euro. (mb1)