Studie: Banken rechnen mit Ertragseinbußen und Kreditausfällen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden bei den Banken in Deutschland noch deutliche Spuren hinterlassen – und sich auch auf die Kunden auswirken. 42 Prozent der Kreditinstitute rechnen mit Ertragseinbußen, vier Prozent sogar mit starken. Das geht aus der Kreditmarktstudie 2021 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor, für die 100 Kreditmanager von Banken und Sparkassen befragt wurden.
Das wahre Ausmaß der Covid-19-Krise wird sich nach Einschätzung der Institute aber erst im kommenden Jahr zeigen: 49 Prozent rechnen im ersten Halbjahr 2022 und 29 Prozent im zweiten Halbjahr 2022 mit zunehmenden Insolvenzen von Unternehmen und Privathaushalten. Da helfen aus Sicht der Banken auch staatliche Finanzierungshilfen für die Kreditnehmer nicht immer: 29 Prozent halten lediglich Teilrückzahlungen für wahrscheinlich, zwei Prozent befürchten Totalausfälle.
Insgesamt gehen daher 74 Prozent der Kreditinstitute davon aus, dass sich die Kreditqualität verschlechtern wird – das heißt, dass die Bonität der Kreditnehmer leidet und die Ausfallwahrscheinlichkeit steigt. Ihre Kreditvergabe wollen die Banken nach eigener Aussage dennoch ausweiten: Bei 61 Prozent soll die Neukreditvergabe in den kommenden zwölf Monaten steigen, nur bei 13 Prozent soll sie sinken. Die individuelle Bereitschaft steht allerdings im krassen Widerspruch zur Einschätzung für die Branche insgesamt: 45 Prozent der Bankmanager erwarten, dass die Branche die Neukreditvergabe zurückfahren wird.
Auf die Bankkunden kommen in Zukunft in jedem Fall höhere Anforderungen zu: 63 Prozent der befragten Banken werden in den nächsten zwölf Monaten höhere Dokumentations- und Sicherheitenanforderungen stellen. 44 Prozent wollen bessere Bonitäten verlangen und 40 Prozent strengere Financial Covenants durchsetzen, das heißt die Einhaltung bestimmter Kennzahlen wie Eigenkapital, Ertrag oder Liquidität auf Seiten des Kreditnehmers. Das sind jeweils deutlich mehr als in der Befragung im Vorjahr. Einige Banken wollen sogar neue Kreditlinien gar nicht erst gewähren (16 Prozent) oder bestehende Kreditlinien kündigen. Das hatte im Vorjahr kein einziges befragtes Kreditinstitut vor. Um das Problem mit notleidenden Krediten in den Griff zu bekommen, setzen die Banken vor allem auf eine individuelle Betreuung ihrer Kunden: Zwei Drittel (65 Prozent) räumen einer aktiv betriebenen Restrukturierung die höchste Priorität ein. Ein Drittel (32 Prozent) will NPLs über Einzeltransaktionen und 22 Prozent wollen sie über Portfoliotransaktionen veräußern.
Trotz dieser Bemühungen rechnen zahlreiche Institute mit einem spürbaren Anstieg des Anteils notleidender Kredite am eigenen Kreditportfolio: Jeder fünfte Bankmanager erwartet einen Anstieg der NPL-Quote um mehr als 20 Prozent. (DFPA/mb1)
Ernst & Young ist ein unter dem Kürzel EY global operierendes Netzwerk rechtlich selbstständiger und unabhängiger Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung, Risk Advisory, Financial Advisory sowie Unternehmens- beziehungsweise Managementberatung und klassische Rechtsberatung.