Studie: Deutsche Versicherer zu zögerlich bei Innovationen
Die deutschen Versicherungsunternehmen erkennen allgemein an, dass InsurTechs große Chancen bieten. Dennoch haben die wenigsten Unternehmen bisher Prozesse und Maßnahmen angestoßen, um neue digitale Produkte und Dienstleistungen am Versicherungsmarkt durchzusetzen. Sie erwarten zudem, dass die klassischen Vermittler zu den Verlierern der InsurTech-Innovationswelle gehören werden, und hoffen darauf, ihr Geschäft künftig über andere Vertriebskanäle generieren zu können. Dies sind zentrale Ergebnisse der aktuellen InsurTech-Studie von ZEB. Die Strategie- und Managementberatung hat untersucht, wie deutsche Versicherungsunternehmen aktuelle InsurTech-Trends bewerten und beabsichtigen, darauf zu reagieren. Insgesamt haben sich über 120 Vorstände, Führungskräfte und Experten aus der Versicherungsbranche an der ZEB-Studie beteiligt, was gemessen am Beitragsvolumen mehr als 80 Prozent des deutschen Versicherungsmarktes entspricht.
Laut InsurTech-Studie beobachtet lediglich die Hälfte der Versicherer (52 Prozent) den InsurTech-Markt genauer. Fast alle Versicherer kennen Vergleichsportale und digitale Makler. Andere innovative Geschäftsmodelle, die zudem die Versicherer/Vermittler unterstützen, statt zu konkurrieren, fristen dagegen ein „Schattendasein“ (zum Beispiel White-Label-Apps für Vermittler, Prozessunterstützungstools, Schadenmanagement). Unterm Strich: Von zurzeit über 50 InsurTechs in Deutschland sind den Versicherern nur eine Handvoll Unternehmen bekannt.
Im Detail ergab die ZEB-Studie, dass die deutschen Versicherer mehrheitlich vom Potenzial der InsurTechs als Innovationstreiber überzeugt sind. So bewerten 74 Prozent der Befragten den InsurTech-Trend als relevant beziehungsweise sehr relevant. Zudem erwarten 73 Prozent der Befragten, dass sich durch deren Geschäftsmodelle Chancen für die etablierte Branche ergeben. Den Vermittlern hingegen werden schwere Zeiten vorhergesagt. 56 Prozent der Versicherer denken, dass hier die Risiken überwiegen.
Dennoch haben die Unternehmen bislang kaum Maßnahmen umgesetzt, um diese Chancen zu realisieren oder den Risiken zu begegnen. Nur 19 Prozent der Studienteilnehmer geben an, InsurTech-Ideen adaptiert zu haben. 17 Prozent der Befragten bejahen, mit InsurTechs zu kooperieren, und drei Prozent haben Abwehrmaßnahmen umgesetzt.
Stattdessen verlassen sich Versicherer auf Altbewährtes. 91 Prozent geben an, auf ihre bestehenden Geschäftsmodelle zu vertrauen und Innovationen nur dann zu übernehmen, wenn diese sich am Markt durchgesetzt haben. Nur neun Prozent der Versicherer sehen sich als Innovationsführer. Das ist aus Sicht von ZEB ein zu zögerliches Vorgehen. „Es wird aktuell oft geschrieben, dass Versicherer sich neu erfinden und innovative Lösungen erarbeiten. Die Studie beweist jetzt das Gegenteil“, so abschließend Dr. Matthias Uebing, verantwortlicher ZEB-Partner für das Versicherungsgeschäft. „Bis auf sehr wenige, große Versicherungskonzerne ist die Branche passiv und abwartend.“
Quelle: Pressemitteilung ZEB
ZEB ist eine auf den Finanzdienstleistungssektor spezialisierte Strategie- und Managementberatung. Das Unternehmen unterhält 15 Standorte in Deutschland, Dänemark, Italien, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Polen, Russland, Schweden, der Schweiz und der Ukraine. Die Gesellschaft beschäftigt mehr als 900 Mitarbeiter und erzielte in 2015 einen Umsatz von rund 180 Millionen Euro. (JF1)