Studie: Eurobonds könnten Milliardenbeträge einbringen und sich für alle EU-Länder lohnen

Über eine gemeinsame europäische Finanzpolitik und die Einführung von Eurobonds wird seit Jahren diskutiert. Die Ausgabe gemeinsamer Staatsanleihen aller Länder der Eurozone könnte sich als stabilisierende Säule der Wirtschaftsunion etablieren. Bislang scheitert die Einführung von Eurobonds vor allem daran, dass finanzstarke Länder das Mithaftungsrisiko scheuen und befürchten, die Kosten der Verschuldung schwächerer Länder tragen zu müssen. Prof. Dr. Christian Bauer von der Universität Trier hat nun ein Modell entwickelt, das Eurobonds für alle teilnehmenden Staaten rentabel macht und weitestgehend ohne die gemeinsame Haftung auskommt.

„Hätte man vor zehn Jahren mit der Ausgabe strukturierter Eurobonds begonnen, könnten mit den Zinsersparnissen aus diesem Zeitraum sämtliche Staatsschulden Griechenlands getilgt werden“, ist Professor Bauer überzeugt. Nach einer Beispielrechnung für das Jahr 2018 hätten die an Eurobonds beteiligten Länder Gewinne zwischen ein und fast 14 Prozent erwirtschaften können. „Offen gesagt verstehe ich nicht, warum Eurobonds nicht längst ausgegeben werden“, sagt der VWL-Professor der Universität Trier. Er möchte mit seinem Ansatz die politische Debatte über die Einrichtung eines Eurobond-Systems neu beleben.

Die nun veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit den höchsten politischen Barrieren für die Einführung von Eurobonds - dem Mithaftungsrisiko und den „moralischen“ Bedenken. Dabei geht es um die Frage, ob das Mithaftungsrisiko im Fall von Tilgungsschwierigkeiten oder Ausfällen von Eurobond-Teilnehmerstaaten für die übrigen Länder akzeptabel gestaltet werden kann. Ein moralisches Risiko wird darin gesehen, dass sich finanzschwache Länder aufgrund der für sie günstigeren Zinskonditionen innerhalb der Eurobond-Gemeinschaft zu einer überhöhten Schuldenaufnahme verleiten lassen könnten.

Bauer und Dr. Marc-Patrick Adolph haben daher untersucht, wie sich unterschiedliche Mithaftungswerte auf die Effizienz und die Stabilität von Eurobonds auswirken. Nach ihren Berechnungen ist unter Berücksichtigung unterschiedlicher Szenarien eine zehnprozentige Mithaftung aller Bonds-Teilnehmerstaaten ideal. „Dieser Wert ist aus fiskalischer Sicht robust und hocheffizient, er erscheint politisch realisierbar und er ist gut zu kommunizieren“, fasst Bauer zusammen.

Die Trierer Studie untersucht außerdem konkrete Zinsverläufe für Eurobonds. Die Berechnungen beziehen „Stress-Situationen“ wie den Ausfall eines Mitglieds, unterschiedliche Geschwindigkeiten der Eurobond-Einführung oder globale Finanzkrisen ein. „Zusammengefasst lässt sich sagen, dass in allen untersuchten Szenarien strukturierte Eurobonds eine bessere Zinsbilanz erbringen als die Emission von Staatsanleihen einzelner Länder“, so Bauer.

Das Modell zeigt auch die Effekte für die Fälle, dass Eurobonds ohne Staaten mit guter (Deutschland) sowie ohne Staaten mit schlechter Bonität (Italien) eingeführt würden. Demnach fällt die wirtschaftliche Bilanz der Eurobonds ohne Italien drastisch schlechter aus, die Teilnahme kreditwürdiger Staaten ist wiederum wichtig, um das Marktvertrauen in die EU-Anleihen zu stärken.

„Aus politischer Sicht könnte es sinnvoll sein, die Emission von Eurobonds nur mit einem Teil der Staaten zu beginnen und diese anschließend zu erweitern. Bei einer kleineren Anfangsgruppe entstehen keine wirtschaftlichen Nachteile, und der Prozess ist offen für den Beitritt weiterer Länder, nachdem sie die Vorteile erkannt haben“, schlagen Bauer und Adolph vor.

Die erwirtschafteten Zinsgewinne könnten wiederum zur Stabilisierung der Eurobond-Gemeinschaft beitragen, indem sie zum Schuldenabbau und somit zur Verringerung moralischer Risiken sowie zum Ausgleich von Nachteilen finanziell stabiler Länder verwendet werden. (DFPA/TH1)

Quelle: Aktuelle Meldungen Universität Trier

Die Universität Trier ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. An der Universität Trier studierten im Jahr 2019 rund 12.300 Studenten.

www.uni-trier.de

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