Studie: Immobilien-Investoren fürchten Brexit-Folgen
Der deutschen Immobilienwirtschaft ging es zuletzt so gut wie selten zuvor. Jetzt aber scheint der Zenit überschritten. Immer weniger Immobilienunternehmen gehen davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in nächster Zeit verbessern wird. Zwar gibt es weiterhin mehr Optimisten als Pessimisten, wie der Immobilien-Index des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt. Doch die Umfragewerte deuten darauf hin, dass sich die deutsche Immobilienwirtschaft auf das Ende des Aufschwungs vorbereitet – und mit Sorge nach Großbritannien blickt. Die für den IW Immobilien-Index befragten Unternehmen bewerten ihre Lage im dritten Quartal 2016 mit 81,3 von 100 Punkten – ein hoher Wert, der aber sechs Punkte hinter dem des Vorquartals zurückbleibt.
Vor allem Firmen, die mit Gewerbeimmobilien handeln, geben sich verhalten. 43 Prozent erwarten, dass ein Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU ausländische Investoren in den deutschen Markt treibt. Das ließe die Preise steigen, weil die erhöhte Nachfrage nicht über mehr Neubauten abgefangen werden kann - was zwar die Bestände aufwerte, aber auch Risiken berge.
Investoren leben davon, gewinnbringend in Immobilien zu investieren. Konkurrenz aus dem Ausland erschwert dieses Geschäft, erklärt IW-Immobilienökonom Michael Voigtländer: „Die Preise steigen derzeit schneller als die Mieten, mit denen Investoren ihre Käufe refinanzieren. Das lässt die Renditen schrumpfen.“ Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Befragten rechnet mit schmaleren Renditen. Zudem kalkulierten Investoren mit dem Wiederverkauf, typischerweise innerhalb von zehn Jahren. „Sollten die Preise in dieser Zeit wieder sinken, zum Beispiel durch steigende Zinsen, riskieren sie ein Verlustgeschäft“, so Voigtländer. Er warnt davor, sich in diesem komplexen Marktumfeld auf ein Wettbieten mit ausländischen Investoren einzulassen. „Im Moment herrscht große Unsicherheit hinsichtlich eines Brexits. Ausländische Anbieter überschwemmen den deutschen Markt jetzt mit viel Geld, reagieren aber sensibel auf veränderte Rahmenbedingungen. Verzögert sich der Brexit, könnten sie schnell wieder weg sein. Ein Wettbieten könnte also die Grundlage für einen lauten Knall auf dem Gewerbemarkt bieten“, sagt Voigtländer.
Quelle: Pressemitteilung IW Köln
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) mit Hauptsitz in Köln, einem Hauptstadtbüro in Berlin und einer Verbindungsstelle in Brüssel ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Unternehmen und Verbänden der privaten Wirtschaft finanziert und setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein. (JF1)