Studie: Private-Equity-Fonds treiben Konsolidierung im Gesundheitssektor
Private-Equity-(PE-)Fonds übernehmen eine immer aktivere Rolle bei der laufenden Konsolidierung in der Gesundheitsbranche. So erwarb beispielsweise Cinven im vergangenen Jahr den deutschen Labordienstleister Synlab im Rahmen einer der weltgrößten PE-Transaktionen in diesem Sektor für zwei Milliarden US-Dollar. Zuvor hatte der PE-Fonds bereits die französische Labco übernommen und kann nun ein Unternehmen mit Niederlassungen in 35 Ländern formen. Insgesamt stieg die Zahl der PE-Beteiligungen im Gesundheitswesen 2015 weltweit um sechs Prozent auf 199. Das Transaktionsvolumen hingegen sank auch wettbewerbsbedingt um rund 20 Prozent auf 23,1 Milliarden US-Dollar. Bei den Buy-outs entfielen acht Prozent auf die Gesundheitsbranche. Im neuen „Global Healthcare Private Equity and Corporate M&A Report“ erläutert der Managementberater Bain & Company die Hintergründe und blickt auf das laufende Jahr.
„Wie in keiner anderen Branche stehen PE-Fonds im Gesundheitssektor vor allem bei größeren Transaktionen im Wettbewerb mit strategischen Investoren. Das globale M&A-Volumen stieg im vergangenen Jahr auf 546 Milliarden US-Dollar und wuchs damit nochmals um ein Drittel gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2014. Die PE-Branche hat zwei Exit-Rekordjahre hinter sich, in denen erhebliche Liquidität freigesetzt wurde“, erklärt Dr. Franz- Robert Klingan, Partner bei Bain & Company und Autor der Studie. „Der Anlagedruck, der jetzt bei neuen Investments entsteht, treibt im Bieterwettstreit die Preise.“ Die Zahl der Exits aus Gesundheitsinvestments nahm 2015 um acht Prozent auf 145 zu, vor drei Jahren seien weniger als 100 Exits verzeichnet worden. Die größte Käufergruppe machten die strategischen Investoren aus. Diese würden durch die Einpreisung von Synergien oft zu höheren Bewertungen und damit Kaufpreisen kommen.
Generell sind Buy-and-Build-Strategien im Gesundheitssektor von erheblicher Bedeutung, so die Studie. Durch die Bündelung mehrerer Anbieter ließen sich nicht nur Skalenvorteile heben. Auch die operative Effizienz könne in einem Umfeld anhaltenden Kostendrucks gesteigert werden. Dies gelte insbesondere in den zum Teil noch stark fragmentierten europäischen Märkten. Nach Überzeugung von Klingan wird der Trend 2016 anhalten: „Wir erwarten eine weitere Konsolidierung in Europa, vor allem bei Labordienstleistern, im Kliniksektor sowie bei IT-Dienstleistern, die sich auf den Gesundheitssektor spezialisiert haben.“
Speziell in zwei Bereichen könnte der Bain-Studie zufolge die Bedeutung von PE-Fonds im Schatten des weltweiten Übernahmefiebers weiter zunehmen: bei Carve-outs einzelner Geschäfte aus Konzernen sowie bei der Schaffung kategorieführender Anbieter in einem bestimmten Segment durch die Bündelung mehrerer Teile aus unterschiedlichen Unternehmen. „Die Konkurrenz der Strategen ist hier geringer, zumal strategische Investoren bei Akquisitionen auf eine gewisse Mindestgröße achten und schwierige Transformationen oft scheuen“, so Klingan. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Gesundheitssektor sind PE-Fonds prädestiniert, einen deutlichen Mehrwert bei Abspaltungen aus Konzernen und bei der Errichtung neuer Unternehmen zu erzielen. Betont Klingan: „Die PE-Branche wird damit zu einem entscheidenden Treiber der weiteren Konsolidierung im Gesundheitssektor.“
Quelle: Pressemitteilung Bain & Company
Bain & Company Inc. ist ein Managementberatungsunternehmen mit Sitz in Boston. Das 1973 gegründete Unternehmen beschäftigt eigenen Angaben zufolge in 53 Büros in 34 Ländern 6.000 Mitarbeiter, davon700 im deutschsprachigen Raum. (JF1)