Studie: Die Renditewende stockt bei Deutschlands Banken
Die Mehrzahl der knapp 1.380 in Deutschland tätigen Kreditinstitute (53 Prozent) musste sich auch im Jahr der Zinswende mit einer Rendite von weniger als zwei Prozent begnügen. In der Studie „Deutschlands Banken 2023: Der steinige Weg zurück zur Profitabilität" zeigt die Unternehmensberatung Bain & Company die Hintergründe dieser Entwicklung auf.
Darüber hinaus werde beschrieben, wie Kreditinstitute in einem weiterhin herausfordernden Umfeld sowie mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) eine Rendite von sieben bis neun Prozent oder sogar mehr verdienen können - und damit wieder ihre Eigenkapitalkosten. Walter Sinn, Bain-Deutschlandchef und Co-Autor der Studie, sieht die Branche an einem kritischen Punkt: "Die Zinswende allein reicht offenkundig nicht aus, damit Deutschlands Banken ihre Renditeschwäche überwinden können. Dazu braucht es unverändert eine tiefgreifende Transformation und Investitionen in neue Geschäftsfelder sowie Technologien." Der Branchenkenner verweist auf die Großbanken, die 2022 trotz hoher Inflation ihre Verwaltungsaufwendungen senken und ihre Profitabilität erhöhen konnten. „Wer entschlossen handelt, kann seine Rendite steigern", erklärt Sinn. Der Bain-Studie zufolge hat sich die Kluft zwischen den renditestärksten und -schwächsten Instituten binnen eines Jahres nahezu verdoppelt.
Nicht alle Banken profitierten 2022 von dem Anstieg des branchenweiten Zinsüberschusses um zwölf Prozent auf 89 Milliarden Euro - und damit dem größten Wachstum seit fast 30 Jahren. In der Folge sank die Cost-Income-Ratio auf 67 Prozent, dem niedrigsten Stand seit 2012. Doch die höheren Zinsen erforderten vielerorts erhebliche Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Wertpapiere im Bestand. Dies betraf unter anderem die beiden mit Abstand zahlenmäßig größten Institutsgruppen, die Kreditgenossenschaften und die Sparkassen. Diese mussten daher im Jahr der Zinswende eine rückläufige Eigenkapitalrendite hinnehmen, so wie die meisten anderen Institutsgruppen auch. Neben den Großbanken konnten nur die Privat- und Landesbanken ihre Profitabilität steigern.
Nach Prognosen von Bain droht der Branche in den kommenden Jahren eine Stagnation der Eigenkapitalrendite zwischen drei und vier Prozent. Aus Sicht von Jens Oesterle, Associate Partner bei Bain und Co-Autor der Studie, besteht jedoch kein Anlass zur Resignation: „Keine Bank muss sich mit einer Rendite unterhalb der Eigenkapitalkosten und inzwischen auch unterhalb des risikolosen Zinses begnügen." Vielmehr sollten die Institute die in der aktuellen Studie skizzierten Hebel konsequent nutzen und so fit dafür werden, die Eigenkapitalrendite in den kommenden Jahren auf sieben bis neun Prozent und damit auf das Niveau der Eigenkapitalkosten zu steigern. Insbesondere der systematische Einsatz von Künstlicher Intelligenz entlang der Wertschöpfungskette von Banken könne in den kommenden Jahren deren Profitabilität deutlich verbessern. (DFPA/mb1)
Bain & Company Inc. ist ein Managementberatungsunternehmen mit Sitz in Boston. Das 1973 gegründete Unternehmen unterhält 65 Büros in 40 Ländern.