Studie: Wie nachhaltig ist die Finanzbranche wirklich?
Das CFA Institute, globaler Finanzverband mit mehr als 160.000 Mitgliedern, hat die Ergebnisse der Studie „The Future of Sustainability in Investment Management: From Ideas to Reality“ vorgestellt. Für die Studie wurden weltweit mehr als 7.000 Marktteilnehmer, darunter über 900 institutionelle Investoren, rund 3.500 Privatanleger sowie 2.800 Praktiker aus der Finanzindustrie befragt.
Ziel der Untersuchung sei es, wesentliche globale Trends zum Thema nachhaltige Geldanlage (Sustainable Investing) und deren Auswirkungen auf die Investmentbranche einzufangen. Der Diskurs zu dem Thema werde durch die Covid-19-Pandemie, die Fragen nach der Vernetzung, Verwundbarkeit und Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems aufwirft, zusätzlich angetrieben. Die Ergebnisse legten nahe, dass länderübergreifend 85 Prozent der Investmentmanager ökologische (Environmental) oder soziale (Social) oder auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) bezogene Kriterien in Anlageentscheidungen einbeziehen. Dies entspricht einem Plus von zwölf Prozent gegenüber der Vorgängerbefragung vor drei Jahren. Diese Wachstumsdynamik werde von einer starken Nachfrage seitens mehrerer Anlegergruppen getragen. Drei Viertel (76 Prozent) der institutionellen Anleger und 69 Prozent der Privatanleger weltweit (in Deutschland sogar 81 Prozent) zeigen sich derzeit interessiert an ESG-Investments oder sind bereits entsprechend positioniert.
Weitere Ergebnisse: Die Qualität und Integration von Nachhaltigkeitsdaten sowie die fachliche Kompetenz der Praktiker im Umgang mit diesen Variablen werden zu Schlüsselkompetenzen innerhalb der Branche: Verfügbarkeit und Nutzung alternativer Daten auf Basis fortschrittlicher Technologien gewinnen an Bedeutung. Zwei von drei Umfrageteilnehmern (71 Prozent), die dezidiert zu diesem Thema befragt wurden, zeigten sich überzeugt, dass damit robustere Analysen und letztlich Wettbewerbsvorteile erzielt werden.
Bei der Ausbildung hochqualifizierter Nachhaltigkeitsexperten bestehe noch Aufholbedarf. Von einer Million dem Finanzsektor zugeordneter LinkedIn-Profile führen lediglich 8.000 das Thema „ESG“ als Kernexpertise auf. Diese Zahl ist jedoch innerhalb eines Jahres um 26 Prozent gestiegen.
Angesichts der Kundennachfrage werde erwartet, dass zahlreiche Anbieter ihre Anlagemodelle neu bewerten und Produktportfolien erweitern, wobei die Einbindung von ESG-Kriterien und sogenannte Best-in-Class-Ansätze (Unternehmen, die sich beim Branchenvergleich besonders auszeichnen im Hinblick auf ökologische, soziale oder ethische Kriterien) gegenüber Ausschlussmethoden präferiert werden. Produktseitig werden Potenziale unter anderen in Indexfonds und quantitativen Strategien gesehen sowie in Themen- und ESG-Multi Asset Fonds, klimabezogenen Investments sowie Lösungen mit langfristigem Anlagehorizont. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung CFA Institute
Das CFA Institute ist eine Organisation von Finanzanalysten mit Hauptsitz in Charlottesville, Virginia, USA und weiteren Büros in Hongkong und London. Der Finanzverband hat weltweit mehr als 165.000 Mitglieder in 163 Ländern und Regionen.