Trendwende bei Stimmung zur Altersvorsorge
Das Vertrauen der Bürger in ihre Altersvorsorge nimmt wieder zu, nachdem es, wohl wegen der geopolitischen Verwerfungen, in der letzten Erhebung im Herbst 2022 seinen bisherigen Tiefstand erreicht hatte. Das zeigt der Deutsche Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) der mit einem Wert von minus 5,4 im Herbst 2022 nun, ein halbes Jahr später, mit 1,2 in den positiven Bereich zurückgekehrt ist.
Der vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) halbjährlich erhobenen Kennzahl liegt eine repräsentative Umfrage unter 2.000 Bürgern zugrunde; die Kennzahl misst das Meinungsklima zur Altersvorsorge in Deutschland und kann Werte zwischen minus 100 und plus 100 annehmen.
Der Index setzt sich aus zwei Teilindizes zusammen: Während die aktuelle Lage mit minus 3,3 weiter skeptisch bewertet wird, sorgen die deutlich positiveren künftigen Erwartungen mit plus 5,8 für die Trendwende beim Gesamtindex.
Auf die Frage, wie sich das Versorgungsniveau der gesetzlichen Rente in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren entwickeln wird, geht weiterhin eine Mehrheit der Befragten von einer Verschlechterung aus, wenngleich diese von 61 Prozent im Herbst 2022 auf gut 53 Prozent in der aktuellen Befragung geschrumpft ist.
Eine Mehrheit der Befragten plant, die private Altersvorsorge in den nächsten drei Jahren entweder auf dem aktuellen Niveau zu halten (51,8 Prozent) oder sogar mehr zu tun (40,3 Prozent). Dazu kommentiert Martin Klein, Geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands Votum, eines der vier Trägerverbände des DIVA: „Die Einsicht, dass die gesetzliche Rente allein nicht reicht und ergänzende private Vorsorge wichtig ist, scheint sich bei den Menschen im Land durchzusetzen. Umso mehr ist zu hoffen und zu wünschen, dass die aktuell tagende Fokusgruppe private Altersvorsorge der Bundesregierung endlich Vorschläge für eine Verbesserung dieser dritten Säule bringt. Eine Reform des Riester-Sparens ist seit Jahren überfällig.“ Die Mitglieder seines Verbandes, besonders die in den östlichen Bundesländern, riefen schon lange händeringend nach einer Reform. Aufgrund des immer noch unterschiedlichen Lohnniveaus nach 33 Jahren Wiedervereinigung bliebe der arbeitenden Bevölkerung in den neuen Bundesländern weniger Einkommen, um private Vorsorge zu betreiben. Die nicht flächendeckende betriebliche Altersvorsorge käme erschwerend hinzu, führt Klein weiter aus.
Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, plädiert für eine Aufstockung der Zulagen: „Die Inflation nagt ja nicht nur an der Kaufkraft der gesetzlichen Rente, sondern auch an der der privaten Altersvorsorge. Diejenigen, die private Rentenversicherungen von Beginn an mit Dynamik abgeschlossen haben, haben es richtig gemacht. Wenn Riester jetzt reformiert wird, dann sollte die Politik auch eine Dynamisierung der Zulagen einbauen, mit der ein Inflationsausgleich möglich wäre.“ Schließlich müssten Riester-Sparer bei jeder Gehaltserhöhung die Beiträge erhöhen, um weiter die volle Zulage zu erhalten. Dann sei es nur gerecht, wenn auch die Zulagen mit ansteigen. Ansonsten läge die Verantwortung für die Inflation allein bei den Menschen. (DFPA/JF1)
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung GmbH (DIVA) in Frankfurt am Main ist das Forschungsinstitut des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV) und Hochschulinstitut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW).