Trotz steigender Preise keine flächendeckenden Immobilienblasen in Deutschland
Auf dem deutschen Immobilienmarkt gibt es nach wie vor keine flächendeckende Blasenbildung. In einigen Städten Deutschlands bietet die Preisentwicklung allerdings Anlass zur Sorge. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Vor allem in Großstädten von internationaler Bedeutung wie Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf und Köln seien die Preise für Neubauwohnungen explodiert. „Diese Entwicklung ist nicht durch ein entsprechendes Muster der Mietentwicklung gedeckt“, schreiben die Autoren Konstantin Kholodilin und Claus Michelsen, Experten für Makroökonomie und Finanzmärkte am DIW Berlin.
Laut Studie haben die Preise für Wohnimmobilien in den deutschen Großstädten seit 2009 um rund 33 Prozent bei Neubauten und um 32 Prozent bei Bestandsimmobilien zugenommen. Gleichzeitig stiegen die Mieten um 22 Prozent bei der Erstvermietung und um 21 Prozent bei der Wiedervermietung. „Dies ist Ausdruck einer insgesamt steigenden Nachfrage in den urbanen Zentren Deutschlands“, so Michelsen. Von einer generellen Blasenbildung in deutschen Großstädten könne daher noch keine Rede sein.
Spekulative Blasen entstehen, wenn die Preisentwicklung von der Ertragsentwicklung entkoppelt ist und vor allem von der Erwartung immer weiter steigender Immobilienpreise bestimmt wird. Ähneln sich die Muster der Miet- und Preisentwicklung nicht, ist Spekulation wahrscheinlich. Die beiden Studienautoren haben neun Städte ausgemacht, auf die dies bei den Bestandswohnungen zutreffen könnte. Mit Ausnahme Potsdams liegen sie alle in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Zu ihnen gehören Ingolstadt, Regensburg und Friedrichshafen. Mit München ist nur ein einziger Markt von internationaler Bedeutung unter ihnen.
Die Studie weist auf eine drastische Ausweitung der Kreditvergabe in Deutschland hin. Angesichts der immer weiter gesunkenen Zinsen sei diese zwar nachvollziehbar, so Kholodilin, ein derart sprunghafter Anstieg wie zuletzt sei allerdings außergewöhnlich. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das Beispiel der USA: „Gerade die kreditgetriebene übermäßige Investitionstätigkeit hat dort zu den Verwerfungen an den Finanzmärkten und mit dem Platzen der Immobilienblase zu einer massiven Überschuldung vieler amerikanischer Haushalte geführt.“ Die Entwicklungen in Deutschland sollten aufmerksam beobachtet werden. Ein unmittelbarer politischer Handlungsbedarf bestehe aber erst, wenn sich der Trend der expansiven Kreditvergabe verfestigen sollte.
Quelle: Pressemitteilung DIW Berlin
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin) ist ein 1925 gegründetes Wirtschaftsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Die Kernaufgaben sind anwendungsorientierte Grundlagenforschung, wirtschaftspolitische Beratung und das Bereitstellen von Forschungsinfrastruktur. (JF1)