Vermögensverwalter LFDE betrachtet Handelszölle als Taktik
Mehrere Aspekte geben Veranlassung, einem vermeintlichen Handelskrieg nicht allzu viel Bedeutung beizumessen, schreibt der Vermögensverwalter La Financière de l’Echiquier (LFDE) in einem Marktkommentar. Olivier de Berranger, Chief Investment Officer, und Enguerrand Artarz, Cross Asset Manager bei LFDE betonen, dass die von der US-Regierung veröffentlichte Liste vorläufig sei. Zudem schließe sie elektronische Massenprodukte wie beispielsweise Smartphones aus. Zum anderen sei der Gegenschlag Chinas moderat ausgefallen. Überdies hätten die wichtigsten Wirtschaftsberater des Weißen Hauses und der US-Handelsminister, Wilbur Ross, an die Notwendigkeit von Verhandlungen erinnert. Ferner habe Donald Trump erklärt, dass die USA für einen Dialog mit China weiterhin offen seien.
Die US-Regierung veröffentlichte die Liste der von den neuen Zöllen in Höhe von 25 Prozent betroffenen chinesischen Produkte, die rund 50 Milliarden Dollar (42,01 Milliarden Euro) an Importen ausmachen. Aufgelistet sind rund 1.300 Produkte aus Sektoren wie Luftfahrt, Kommunikation oder auch Robotik. Die chinesischen Behörden haben kurzfristig reagiert und veröffentlichten ihrerseits eine Liste mit US-Produkten, die dem gleichen Importvolumen entsprechen und von Peking mit Zöllen belegt werden könnten. Zuletzt hatte Donald Trump vom US-Handelsministerium verlangt, weitere 100 Milliarden US-Dollar (84 Milliarden Euro) an Zöllen auf chinesische Importe zu bestimmen.
Schrittweise würden die Märkte beginnen das zu verarbeiten, was manche Beobachter früh erkannt hätten, meint LFDE. Auch wenn die Methoden Donald Trumps so heftig wie ungewöhnlich seien, blieben sie nichts anderes als Verhandlungsmethoden. Der US-Präsident sei darin erfahren. 2017 hatte er die Provokationen gegenüber Nordkorea verstärkt und dem Land gedroht. Anfang März gaben die Führer der beiden Länder bekannt, einem Treffen im Grundsatz zuzustimmen, heißt es.
Die aktuelle Situation sei damit zwar nicht vergleichbar, erinnere jedoch daran, schreiben die Experten. Die Aussagen des US-Präsidenten dürften niemals im engen Wortsinne gedeutet werden, und China, das bestrebt ist, sein Wirtschaftsmodell zu ändern und sich mehr dem Weltmarkt zu öffnen, habe keinerlei Interesse an einer Zuspitzung.
Quelle: Marktkommentar LFDE
La Financière de l’Echiquier (LFDE) wurde 1991 gegründet und gehört mit einem verwalteten Vermögen von rund acht Milliarden Euro und rund 100 Mitarbeitern zu den führenden unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaften in Frankreich. Ihre Tätigkeitsfelder sind die Verwaltung des Sparguthabens und der Finanzanlagen von Privatkunden, Vermögensverwaltern und institutionellen Anlegern. LFDE ist auch in Deutschland, Österreich, Belgien, der Schweiz, Italien und Spanien präsent. (TS1)