Weltcontainerschifffahrt: Ist die Globalisierung am Ende?
Die weltweit schwache wirtschaftliche Entwicklung macht sich seit Anfang des Jahres auch auf den verschiedenen Ebenen der Containerschifffahrt immer stärker bemerkbar. Die große Zahl der in naher Zukunft abzuliefernden Neubauten wird den Druck auf die Preise erhöhen, sowohl bei den Raten als auch bei den Aufträgen für Gebraucht- und Neubauten. Zu Beginn dieses Jahres waren weltweit 5.800 Containerschiffe mit einer Tragfähigkeit von 25,75 Millionen TEU in Fahrt. Gemessen an der TEU-Kapazität bedeutet dies einen Anstieg von 4,3 Prozent. Die TEU-Kapazität der abgelieferten Neubauten ging 2022 im Vergleich zu 2021 um 6,7 Prozent zurück. Das meldet das ISL - Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik.
Nach der Erholung des Welthandels im Jahr 2021 war das Jahr 2022 von einer Abschwächung der Nachfrage im Containerverkehr geprägt. Der wirtschaftliche Abschwung in den USA sowie der Krieg Russlands gegen die Ukraine hatten direkte Auswirkungen auf die Häfen in Nordamerika und Europa. Gleichzeitig beeinträchtigte die schwache Verbrauchernachfrage in diesen Regionen auch die Containerhäfen in Asien. Die großen chinesischen Häfen haben 2022 ein Rekordvolumen von 216 Millionen TEU umgeschlagen, ein Anstieg um 2,9 Prozent gegenüber 2021. Ihr Anteil am gesamten weltweiten Containerhafenverkehr stieg auf fast 30 Prozent - mehr als in der EU und den USA zusammen.
Die Hälfte der 20 wichtigsten Containerhäfen musste einen Rückgang des Containerverkehrsvolumens hinnehmen, darunter die meisten europäischen und nordamerikanischen Häfen, und die jüngsten Daten des monatlichen Containerhafenmonitors des ISL deuten darauf hin, dass sich der Abschwung bis 2023 fortsetzt und beschleunigt. Der Containerverkehr der wichtigsten Containerhäfen der Welt ging in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 um 3,4 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Jahres 2022 zurück. (DFPA/mb1)
Das ISL - Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik wurde 1954 in Bremen gegründet. Es hat sich als Institut für Forschung, Beratung und Know-how Transfer in der maritimen Logistik positioniert.