Windenergie an Land: "Nach gutem Ausbau stehen fordernde Zeiten bevor"
Mit einem Zubau von 4.625 Megawatt an Land (4.259 MW netto) hat die deutsche Windindustrie die vom Bundesverband WindEnergie (BWE) und VDMA Power Systems im Juli 2016 abgegebene Prognose für den Heimatmarkt erfüllt. Wie die Analyse der Deutschen WindGuard bestätigt, entspricht das einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von knapp einem Viertel, bleibt aber unter dem Volumen aus dem Jahr 2014. Beide Verbände erwarten auch für die Übergangsjahre 2017 und 2018 zum neuen Ausschreibungssystem einen starken Zubau. Dieser ist potenziell erforderlich, um auch den Wärme- und den Verkehrssektor mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen, so wie von der Politik angestrebt.
Anders als noch 2014 und 2015 verteilt sich der Zubau 2016 zunehmend ausgeglichen über das Bundesgebiet. Südliche Bundesländer, insbesondere Baden-Württemberg holen auf. Bayern lebt letztmalig von Genehmigungen, die bereits vor der Regelung zum Mindestabstand der zehnfachen Höhe der Anlagen zum nächsten Bauwerk beantragt wurden. In der vom so genannten Netzausbaugebiet im Norden erfassten Region, in der der Ausbau gedeckelt werden soll, sind nur noch 32 Prozent des Zubaus erfolgt. 2014 waren es 45 Prozent und 37 Prozent in 2015.
Per 31. Dezember 2016 waren der Bundesnetzagentur Genehmigungen für 2.053 Anlagen mit 6.128 Megawatt gemeldet worden, die auf eine Realisierung warten. Diese können noch unter dem fortgeschriebenen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) umgesetzt werden. Die beiden Verbände gehen davon aus, dass die übergroße Mehrheit im Übergang realisiert wird. Deshalb rechnen sie in 2017 erneut mit einem Zubau von 4.500 bis 5.000 Megawatt und 2018 mit einem Zubau von 3.000 bis 3.500 Megawatt, der sich aus den letzten Projektumsetzungen aus Genehmigungen des Jahres 2016 und Umsetzungen aus Ausschreibungen des Jahres 2017 speist. Im Jahr 2019 werden erstmals nur Projekte aus Ausschreibungen umgesetzt. Es sei zu befürchten, dass das Volumen des deutschen Marktes dann auf unter 2.800 Megawatt schrumpft, weil je nach Umfang der Ausschreibungszuschläge für Bürgerenergieprojekte, deren Realisierung mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann und mit einer im Schnitt langen Umsetzungsdauer zu rechnen sei.
„Die Industrie wird daran arbeiten, die Verringerung des deutschen Marktes durch Exporte auszugleichen“, sagte der Geschäftsführer von VDMA Power Systems Matthias Zelinger. Hermann Albers, Präsident des BWE, sagte weiter: „Schwer abzuschätzen ist, wie stark es nach 2020 zu einem Rückbau von Anlagen kommt, die dann aus der EEG-Vergütung herausfallen. Es ist möglich, dass die installierte Leistung des Windkraftwerksparks sogar sinkt. Dies würde den Zielen der Bundesregierung zum verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien in allen Sektoren des Energiesystems entgegenstehen. Die Bundesregierung ist aufgerufen, den Ausbaubedarf gegebenenfalls zu prüfen und anzupassen.“
Quelle: Pressemitteilung BWE
Der Bundesverband Windenergie e.V. (BWE) mit Sitz in Berlin wurde im Jahr 1996 gegründet. Der BWE setzt sich für einen nachhaltigen und effizienten Ausbau der Windenergie in Deutschland ein. (JF1)