Wohninvestmentmarkt Deutschland: Angebotsmangel im Bestand lässt Projekte in den Fokus rücken
Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) am 10. März 2016 den Leitzins auf null Prozent gesenkt hat, sind die Aktienkurse der drei größten deutschen Wohnungsgesellschaften um 10,6 Prozent gestiegen - der Dax stieg seitdem um 3,2 Prozent. Dies zeigt laut Immobiliendienstleister Savills, dass deutsche Wohnimmobilien für Investoren noch attraktiver geworden sind. Trotzdem ging das Transaktionsvolumen am deutschen Wohninvestmentmarkt im ersten Quartal 2016 um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 1,5 Milliarden Euro zurück. Allerdings sorgte die Übernahme der Gagfah durch die Deutsche Wohnen im Vorjahr auch für den höchsten je in einem Quartal registrierten Umsatz, so Savills.
Lässt man die Gagfah-Transaktion unberücksichtigt, so ergäbe sich im Vorjahresvergleich ein Umsatzplus von 27 Prozent. Dennoch deute sich für dieses Jahr – nicht zuletzt wegen der gescheiterten Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia – ein deutlicher Umsatzrückgang an. Ein weiterer wesentlicher Grund hierfür ist Savills zufolge die extrem geringe Verkaufsneigung der Eigentümer, zumal die Leitzinssenkung eine rentierliche Reinvestition von Verkaufserlösen nochmals erschwert hat. Verkäufe größerer Wohnungspakete werden deshalb in diesem Jahr die Ausnahme bleiben.
Im ersten Quartal wechselten lediglich vier Portfolios mit jeweils mindestens 1.000 Einheiten den Eigentümer. Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre waren es mehr als doppelt so viele. „Wir beobachten eine drastische Angebotsverknappung, die sich auch im Preisniveau widerspiegelt. In den letzten drei Monaten stiegen die Preise nochmals deutlich auf nun knapp 76.000 Euro je Einheit an“, erläutert Karsten Nemecek, Managing Director Corporate Finance – Valuation bei Savills Germany.
„Der Aufbau größerer, homogener Portfolios ist in dem aktuellen Marktumfeld kaum noch möglich und lässt sich am ehesten mit einer Beteiligung an bestehenden Plattformen realisieren“, ergänzt Matthias Pink, Director und Head of Research bei Savills Germany. Eine steigende Zahl von Kaufgelegenheiten lasse sich einzig im Projektentwicklungssegment beobachten. Das mit Projektentwicklungen erzielte Transaktionsvolumen war mit circa 540 Millionen Euro höher als in jedem Quartal des Vorjahres. Aufgrund der deutlich steigenden Neubauaktivität ist Savills zufolge im weiteren Jahresverlauf mit einer Fortsetzung dieses Aufwärtstrends zu rechnen.
Quelle: Pressemitteilung Savills
Savills plc ist ein weltweit tätiges Immobilien-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in London. Tätigkeitsschwerpunkte sind Beratungs-, Management- und Transaktionsdienstleistungen. Das 1855 gegründete Unternehmen beschäftigt 30.000 Mitarbeiter in 600 Niederlassungen weltweit. (JF1)