Wohnungswirtschaft: Baugenehmigungen noch immer nicht ausreichend
Im ersten Halbjahr 2016 wurde in Deutschland laut Statistischem Bundesamt der Bau von rund 182.800 Wohnungen genehmigt. Das waren 30,4 Prozent oder knapp 42.700 Wohnungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Geschosswohnungsbau wurden im ersten Halbjahr 2016 rund 80.700 Wohnungen genehmigt, im Ein- und Zweifamilienhausbau rund 61.400 Wohnungen. Ohne Berücksichtigung der Wohnungen in Wohnheimen stiegen die Baugenehmigungen in neuen Wohngebäuden nur um 22,5 Prozent. „Die Zahl der genehmigten Wohnungen steigt seit geraumer Zeit, das ist ein positiver Trend. Dennoch dürfen die Zuwächse über eines nicht hinwegtäuschen: Die Zahl der Baugenehmigungen reicht immer noch nicht aus, um den Bedarf von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gerade in den wachsenden Ballungsräumen zu decken“, erklärt Axel Gedaschko Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
Laut Gedaschko bleibt die Zahl der tatsächlich fertiggestellten Wohnungen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Steigerung bei den Genehmigungen basiere zudem auf extrem niedrigen Ausgangszahlen. Außerdem resultiere mehr als ein Viertel des Zuwachses durch verstärkte Genehmigungen von Wohnheimen unter anderem für Flüchtlingsunterkünfte. Diese würden aber nicht zu einer dauerhaften Entlastung auf den regulären Wohnungsmärkten beitragen.
„Die Politik muss vom Erkenntnismodus nun endlich in den Entscheidungsmodus umschalten“, fordert Gedaschko. „Dies richtet sich insbesondere an die vielen Stadträte. Denn eines fehlt ganz besonders: bezahlbares Bauland.“ Mit einer immer weiter steigenden Auflagenflut und fehlenden Anreizen für den Wohnungsbau sorge die Politik zudem dafür, dass die Dynamik beim Wohnungsbau schon wieder deutlich abebbt. Konkret müssten in Deutschland bis zum Jahr 2020 jährlich rund 140.000 Mietwohnungen mehr als im letzten Jahr gebaut werden. Davon 80.000 Sozialwohnungen und 60.000 Einheiten im bezahlbaren Wohnungssegment.
„Was der Wohnungsbau dringender denn je braucht, sind wirksame Anreize“, erklärt Gedaschko. Es müssen mehr Bauflächen zur Verfügung gestellt und durch die Kommunen verstärkt nach Konzeptqualität vergeben werden. Neben einem Stopp der Preisspirale insbesondere bei der Grunderwerbsteuer ist zudem eine Erhöhung der linearen Abschreibung für Abnutzung von zwei auf mindestens drei Prozent notwendig. „Sollte sich hier nicht zügig etwas ändern, werden die Neubauzahlen trotz des vermeintlichen Anstiegs bei weitem nicht an das heranreichen, was eigentlich gebraucht wird“, so der GdW-Chef.
Quelle: Pressemitteilung GdW
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. ist ein Fach- und Interessenverband der deutschen Wohnungswirtschaft mit Sitz in Berlin. Seine 15 Mitgliedsverbände vertreten rund 3.000 Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die rund sechs Millionen Wohnungen bewirtschaften, nahezu 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland. (JF1)