ZIA: "Neustart der Wohnungsbaupolitik zwingend"
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurde im ersten Halbjahr 2023 der Bau von 135.200 Wohnungen genehmigt – das entspricht einem Rückgang von 27,2 Prozent (50.600 Baugenehmigungen) gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 (DFPA berichtete). Die Immobilienwirtschaft bewertet diese Zahlen als Beleg für „eine dramatische Zuspitzung der Wohnungsnot, der sich die Politik endlich zwingend mit der nötigen Entschlossenheit entgegenstellen“ müsse.
„So schlecht die Zahlen sind, sie zeigen noch immer nicht die ganze Wahrheit, die auf uns zukommt“, betont ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. Projektentwickler schlössen oft ihre aufwändige Vorarbeit mit einer Baugenehmigung ab, gebaut werde „dann aber nur, wenn es kein Minusgeschäft ist“. Und das drohe aktuell oftmals. „Leider führt die Summe aller Faktoren und insbesondere die explosionsartig gestiegenen Kreditkosten zum Ruhen dieser Projekte“, erklärt Mattner.
Es gehe jetzt darum, Bauen möglich zu machen. „Der Staat muss auf einen Teil der von ihm am Gut Wohnen verursachten Kosten von etwa 37 Prozent teilweise verzichten – zum Beispiel durch Aussetzen der Grunderwerbsteuer, rigiden Verzicht auf Gewinnabschöpfungsmodelle und neue steuerliche Möglichkeiten, wie sie die Bundesministerin mit der degressiven AfA vorschlägt.“
„Politikerinnen und Politiker im Bund, in den Ländern und den Kommunen müssen diesen Abwärtstrend stoppen“, fordert Mattner. „Oder wollen wir ernsthaft diese finstere Lage für Mieterinnen und Mieter zementieren?“
Zu den wichtigsten ZIA-Forderungen gehört ein großvolumiges „KfW-Kreditprogramm Wohnen“ mit einem Zinssatz von zwei Prozent für Neubauten ab Standard EH 55. Hinzu kommt ein temporäres Aussetzen der Grunderwerbsteuer auch für Investoren sowie eine deutschlandweite Pflicht, 30 Prozent des erforderlichen Zubaus einer Stadt für serielles und modulares Bauen auszuweisen.
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) mit Sitz in Berlin ist eine Interessenvertretung der deutschen Immobilienwirtschaft. Er hat die Verbesserung des wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und politischen Umfelds der Immobilienbranche zum Ziel. Als Unternehmer- und Verbändeverband sind im Jahr 2006 gegründeten ZIA 33 Mitgliedsverbände zusammengeschlossen.