Zinsen und Wachstumsschwäche belasten Vermögenspreise
Zum Ende des dritten Quartals gaben die Vermögenspreise für private deutsche Haushalte um 2,9 Prozent nach. Damit sind die Vermögenspreise in Deutschland zum fünften Mal in Folge im Vergleich zum Vorjahresquartal gefallen. Dies ergibt der Flossbach von Storch (FvS) Vermögenspreisindex für das dritte Quartal 2023. Die Entwicklung des Vermögenspreisindex wurde auch im dritten Quartal durch das makroökonomische Umfeld hoher Zinsen, einer hohen, aber bereits nachlassenden Konsumentenpreisinflation und Sorgen um eine bevorstehende Wachstumsschwäche geprägt.
Im langfristigen Vergleich zum Jahr 2010, als die Zentralbanken der westlichen Industrienationen noch nicht in die expansive Geldpolitik eingestiegen waren, sind die Vermögenspreise um 68 Prozent angestiegen. Dies ist primär auf einen Preisanstieg von Sachwerten (95 Prozent) zurückzuführen, während sich Finanzwerte lediglich um sieben Prozent verteuerten. Zum Vergleich stiegen Verbraucherpreise über den Zeitraum um 26 Prozent an. Da seit dem Höchststand der Vermögenspreise zur Jahresmitte 2022 erst eine Korrektur von fünf Prozent in den Preisen für Vermögenswerte realisiert wurde, bergen die Märkte für Vermögensgüter noch bedeutendes Potential für eine Deflation im Zuge einer weiteren Geldmengenreduktion.
Die Preise für Sammel- und Spekulationsgütersind im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,2 Prozent angestiegen. Innerhalb der Kategorie waren unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. Während Kunstobjekte um 22,8 Prozent im Preis anstiegen, war nur ein geringer Preisanstieg für kostbare Weine (1,4 Prozent) und Schmuck aus Edelmetallen (1,2 Prozent) zu beobachten, während die Preise für historische Automobile leicht nachgaben (0,8 Prozent).
Die Preise für das Finanzvermögen (Spar- und Sichteinlagen, Aktien, Rentenwerte und sonstiges Finanzvermögen), das sich im Eigentum privater Haushalte befindet, sind im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,8 Prozent angestiegen. Der Zeitraum der vergangenen vier Quartale war zunächst von einer leichten Preiserholung gekennzeichnet, bevor im jüngsten vergangenen Quartal die Preise wieder leicht Federn ließen.
Die Preise für das Aktienvermögen der privaten Haushalte lagen zum Quartalsende 12,1 Prozent oberhalb des Vorjahresquartals. Beginnend mit dem dritten Quartal 2022 erholten sich die Preise von Aktien von dem Preisverfall der vorangegangenen Monate, welcher der aufgekommenen Konsumentenpreisinflation und den damit einhergehenden gestiegenen Zinsen und Rezessionsbefürchtungen geschuldet war. Die Erholung der Aktienpreise hielt bis zur Jahresmitte 2023 an. Im jüngsten dritten Quartal 2023 gaben die Aktienpreise schließlich auf Grund sich verstärkenden Rezessionssorgen wieder etwas im Vergleich zum Vorquartal nach. Am deutlichsten fiel die preisliche Erholung für Aktien deutscher und europäischer Titel aus, die im Vorjahr stark gefallen waren.
Die Preise für Rentenwerte, die sich im Eigentum privater deutscher Haushalte befinden, fielen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,1 Prozent. Der Grund für den Preisverfall liegt weiterhin in der vorhandenen hohen Konsumentenpreisinflation, die häufig oberhalb der Restlaufzeitverzinsung von Anleihen liegt und auf Grund eines negativen Realzinses die Preise von Anleihen weiter nach unten gedrückt hat. Die Preise für Anleihen deutscher Emittenten fielen im internationalen Vergleich besonders stark, während der Preisverfall für Anleihen mit Emittenten aus dem europäischen Ausland und Nordamerika etwas milder ausfiel.
Der Preis für das sonstige Finanzvermögen, welcher über die Preise von Gold und an der Börse gehandelten Rohstoffe gemessen wird, stieg um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Preis für Gold legte im Jahresvergleich um 5,7 Prozent zu, währenddessen die Preise an den Rohstoffmärkten 3,9 Prozent zurückgingen. Die Preise für Spar- und Sichteinlagen bleiben nach Definition unverändert.
Der Flossbach von Storch (FvS) Vermögenspreisindex erfasst die Preisentwicklung des Vermögens privater deutscher Haushalte. Der Index entspricht der gewichteten Preisentwicklung des Sach- und Finanzvermögens, welches sich im Eigentum privater deutscher Haushalte befindet. (DFPA/AZ)
Die Flossbach von Storch AG ist eine Vermögensverwaltung mit Sitz in Köln. Das 1998 von Bert Flossbach und Kurt von Storch gegründete Unternehmen beschäftigt aktuell über 340 Mitarbeiter und verwaltet rund 70 Milliarden Euro.