Zinskommentar: Fed erhöht Leitzins, Bauzinsen bereits zuvor leicht gestiegen
Die US-Notenbank Fed beschloss bei ihrer Sitzung am 14. Dezember eine Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf eine Bandbreite von 0,5 bis 0,75 Prozent. Experten sehen darin den Beginn eines Kurswechsels der Fed. Das gestiegene Lohnniveau und die Vollbeschäftigung sprächen für ein weiteres Wachstum der sich seit längerem solide zeigenden US-amerikanischen Wirtschaft. Dem Donald-Trump-Wirtschaftsprogramm, das auf höheren Zinsen und vermehrten Investitionen und somit auf steigender Inflation basiert, werde die Fed mit weiteren Leitzinserhöhungen begegnen müssen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) tagte bereits eine Woche vor der Fed. Schon zu diesem Zeitpunkt ging der Markt von einer Leitzinserhöhung in den USA aus. Die EZB musste dementsprechend abwägen: Sollte sie einer Kapitalabwanderung gen Dollarwährungsraum mit einer Leitzinserhöhung vorbeugen oder aufgrund der anhaltend niedrigen Inflation in Europa den Leitzins weiterhin bei 0,00 Prozent belassen? Sie hat sich wie erwartet für letzteres entschieden und der Stärkung der europäischen Wirtschaft damit einmal mehr den Vorzug gegeben. Auch den Einlagezins beließ sie bei minus 0,4 Prozent.
Bereits nach der ersten Leitzinserhöhung der Fed im Dezember 2015 reagierte die EZB konträr und senkte den Leitzins im April 2016 von 0,05 auf 0,00. Somit zeigt sich bereits zum zweiten Mal, dass die EZB nicht immer mit der Fed mitzieht. Aktuell behält sie die Zielinflation von zwei Prozent im Fokus (derzeit: plus 0,8 Prozentpunkte im Vergleich zu November 2015). Solange diese Marke nicht in Sicht ist, gilt eine Leitzinserhöhung als sehr unwahrscheinlich.
Leitzinsentscheidungen, ob seitens Fed oder EZB, lösen in der Regel eine Reaktion der Bauzinsen aus – aber nicht erst, nachdem sie verkündet wurden, sondern häufig bereits im Vorfeld. Meist wird lange vor den Sitzungsterminen spekuliert, wie die Notenbanken mit dem Leitzins verfahren werden und die Märkte nehmen die Entwicklung vorweg. Insofern wurde die Leitzinserhöhung durch die Fed bereits im November eingepreist, was hierzulande leicht steigende Bauzinsen zur Folge hatte. Zudem hat die jüngste Entscheidung der EZB, ihr Anleihekaufprogramm zwar zu verlängern, die monatlichen Käufe ab April 2017 aber um monatlich 20 Milliarden zu verringern, die zehnjährigen Bundesanleihen kurzfristig unter Druck gesetzt. Dadurch wurden die Bauzinsen mit in die Höhe gezogen, aus folgendem Grund: Die Bundesanleihen beeinflussen die Zinsen für Pfandbriefe. Weil Banken ihre Baufinanzierungen vorwiegend über Pfandbriefe refinanzieren, geben sie die gestiegenen Kosten in Form von höheren Bauzinsen an den Kunden weiter. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Bauzinsen bei Krediten mit zehnjähriger Zinsbindung im November 2016 um 0,16 Prozentpunkte von 0,79 auf 0,95 Prozent. Die Verbraucherpreise erhöhten sich ebenfalls im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,80 Prozentpunkte.
„Es ist damit zu rechnen, dass die EZB in 2017 ihren geldpolitischen Kurs beibehält und den Leitzins bei null belässt“, blickt Michael Neumann, Vorstand der Dr. Klein & Co. AG ins nächste Jahr. „Insofern erwarten wir in den kommenden Monaten keinen überraschenden Anstieg der Bauzinsen, sondern eher kleinere Kurskorrekturen“, so Neumann weiter. „Eins darf man nicht vergessen: Selbst, wenn es ein kleines Stück nach oben geht, befinden sich die Bauzinsen weiter auf einem historisch niedrigen Niveau.“
Quelle: Zinskommentar Dr. Klein
Die Dr. Klein & Co. AG mit Sitz in Lübeck ist unabhängiger Anbieter von Finanzdienstleistungen für Privatkunden und Unternehmen. Über das Internet und in mehr als 200 Filialen beraten rund 650 Spezialisten. Dr. Klein ist eine hundertprozentige Tochter des an der Frankfurter Börse gelisteten internetbasierten Finanzdienstleisters Hypoport AG. (JF1)