Zinskommentar: Frankreichwahl - Aufwärtstrend bei Bauzinsen
Die Märkte reagierten ruhig auf den Ausgang der Präsidentenwahl in Frankreich, denn sie hatten einen Sieg des parteilosen Emmanuel Macron bereits positiv eingepreist. Einen Effekt könnte der Ausgang der Parlamentswahlen im Juni in Frankreich haben. Dann wird sich entscheiden, ob Macron tatsächlich die von ihm angekündigten Reformen mit einer Mehrheit im Rücken durchsetzen kann. Diese Reformen wiederum könnten sich auf die Entwicklung der Bauzinsen auswirken, so der Zinskommentar des Finanzdienstleisters Dr. Klein Privatkunden.
Eine wesentliche Intention Macrons ist es, die französische Wirtschaft zu stärken. Daraus würde laut Dr. Klein unter anderem eine Erholung des Anleihenmarktes resultieren. Aufgrund der Schwäche französischer Anleihen in der Vergangenheit hatte die französische Zentralbank Banque de France deutsche und auch US-amerikanische Anleihen mit Aufschlägen belegt, um sie für Investoren unattraktiver zu gestalten. Diese Strategie dürfte sukzessive zurückgefahren werden.
„Die Deutsche Girozentrale orientiert sich bei der Rendite der Pfandbriefe an den Zinsen von Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit“, sagt Michael Neumann, Vorstand von Dr. Klein Privatkunden. „Da sehr viele Kreditinstitute Immobilienfinanzierungen durch Pfandbriefe refinanzieren, kommt es hier zu einer Art Kettenreaktion: Steigen die Zinsen für Staatsanleihen, erhöht sich die Rendite der Pfandbriefe und infolgedessen verteuern sich die Baufinanzierungszinsen“, erläutert Neumann weiter. „Wenn die Märkte erwarten, dass nach den zwei Amtszeiten von Nicolas Sarkozy und François Hollande, die vor allem durch Stillstand geprägt waren, nun Reformen in Frankreich umgesetzt werden, dann wird sich das positiv auswirken“, vermutet Neumann. „Etwa auf die Erwartung an das Wirtschaftswachstum in Frankreich und damit verbunden auch auf die Inflationserwartung im Euroraum. Ein möglicher Zinsanstieg basiert aber vor allem auf Psychologie. Denn wir reden hier von einem sehr langen Zeitraum bis zur Umsetzung der Reformen, deren Wirkung sich erst Jahre später zeigen wird,“ führt Neumann weiter aus.
Nachdem in Deutschland die Inflationsrate im März zunächst wieder zurückgegangen war, stieg sie im April auf 2,0 Prozent und erreichte damit den zweithöchsten Wert in den vergangenen beiden Jahren. Noch im April 2015 lag sie bei minus 0,1 Prozent. Diese Entwicklung legt eine weitere Erholung der Wirtschaft nahe. Doch ein Blick auf die Kerninflation verrät, dass das Wachstum nicht derart ausschweifend ist. Die Europäische Zentralbank orientiert sich bei ihrer Einschätzung der Wirtschaftslage und ihren Überlegungen zu möglichen Zinsschritten vor allem an der Kerninflation. Darin werden Kosten für saisonabhängige und schwankungsanfällige Güter und Dienstleistungen aus der Betrachtung ausgeklammert. Dazu zählen Energie- und Lebensmittelkosten. Die Kerninflation wächst in Deutschland: jedoch nicht sprunghaft, sondern recht moderat und kontinuierlich. Aktuell liegt sie bei 1,6 Prozent. Zwar stieg die Kerninflation der Eurozone im April auch unerwartet stark auf 1,2 Prozent, doch war sie im März sogar gesunken. Ob sich diese straffe Entwicklung fortsetzt, bleibt fraglich.
„Wir haben im letzten Monat Schwankungen im Bereich von 0,1 Prozentpunkten beim Bestzins für zehnjährige Zinsfestschreibungen gesehen“, hält Neumann fest. „Das ist eine übliche Volatilität. Dennoch würde eine Annäherung der Kerninflation an die Zwei-Prozent-Marke den Markt darauf vorbereiten, dass eine Zinswende bevorsteht“, so Neumann weiter.
Quelle: Pressemitteilung Dr. Klein
Die Dr. Klein Privatkunden AG mit Sitz in Lübeck ist unabhängiger Anbieter von Finanzdienstleistungen für Privatkunden und Unternehmen. Über das Internet und in mehr als 200 Filialen beraten rund 550 Spezialisten. Dr. Klein ist eine hundertprozentige Tochter des an der Frankfurter Börse gelisteten internetbasierten Finanzdienstleisters Hypoport AG. (JF1)