Crowdfunding: Erster Insolvenzantrag bei Immobilienprojekt
Kurz vor einem Rückzahlungstermin stellten die Entwickler der Berliner Apartmentanlage „Luvebelle“ beim Amtsgericht München einen Antrag auf Insolvenz. Sie hatten sich über Zinsland.de, eine Crowdinvesting-Plattform für Immobilien-Projektentwicklungen, Geld von Anlegern geliehen. Laut „Stiftung Warentest“ habe damit das bislang makellose Image von Crowdfunding-Immobilienprojekten einen Kratzer bekommen. Anleger müssten erstmals bei einem schwarmfinanzierten Immobilienprojekt um ihr Geld fürchten. Bislang hätten alle Anbieter das Geld pünktlich oder sogar vorzeitig zurückgezahlt.
Zum Immobilienprojekt „Luvebelle“ gab es zwei Fundingphasen: Das erste Funding startete am 28. April 2016 und wurde am 31. Mai 2016 abgeschlossen. Dabei wurden insgesamt 499.500 Euro von 274 Investoren für die Conrem-Ingenieure GmbH projektbezogen für das Vorhaben „Luvebelle“ eingeworben. Die Finanzierung erfolgte investorenseitig durch qualifizierte Nachrangdarlehen.
Das Funding für „Luvebelle II“ war am 20. Juni 2017 gestartet und am 30. Juni 2017 abgeschlossen. Es wurden insgesamt 750.000 Euro von zwölf Investoren für die Arplan Projektgesellschaft Alpha 1 GmbH projektbezogen für das Vorhaben „Luvebelle II“ eingeworben. Die Finanzierung erfolgte investorenseitig durch qualifizierte Nachrangdarlehen.
Das Objekt in Berlin-Tempelhof, bei dem 52 Mikro-Apartments entstehen, ist bereits an einen Global-Investor verkauft, der Kaufpreiszahlungen nach Baufortschritt leistet.
Am 15. September 2017 wurde Zinsland durch Heinz Michael Groh, Projektinitiator und Geschäftsführer der Projektgesellschaften, davon in Kenntnis gesetzt, dass er für die Arplan Projektgesellschaft Alpha 1 GmbH und Conrem-Ingenieure GmbH einen Insolvenzantrag eingereicht hat. Das Insolvenzverfahren wurde allerdings noch nicht eröffnet.
Die wirtschaftliche Lage des Vorhabens ist nach Aussage des Projektinitiators und Gesellschafters weiterhin positiv, da der bereits vertraglich abgesicherte Verkauf wirtschaftlich so auskömmlich sei, dass alle Forderungen von Bauunternehmen und auch qualifizierten Nachrangdarlehensgebern nach Kaufpreiszahlung bezahlt werden können sollten. Jedoch sei die Liquiditätssituation derzeit nicht gesichert, da Kaufpreiszahlungen vom Baufortschritt abhängen und dieser sich verzögert hat. Der Projektinitiator sei in Gesprächen mit dem Käufer, um hier eine Lösung zu finden. Laut Aussage des Projektinitiators werden die Bauarbeiten fortgeführt.
Zinsland setzt sich eigenen Angaben zufolge im Interesse der Anleger dafür ein, dass der Projektinitiator den Insolvenzantrag zurücknimmt (ohne dies allerdings final beeinflussen zu können) und die Arbeiten auf der Baustelle in vollem Umfang fortgesetzt werden. Das Ziel aller Beteiligten ist es das Projekt gemäß Planung fertig zu stellen und somit auch die volle Rückzahlung der qualifizierten Nachrangdarlehen an die Anleger zu leisten, so Zinsland. Die vorläufigen Insolvenzverwalter, die Bauunternehmen und alle beteiligten Parteien würden sich kurzfristig treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Quelle: Stellungnahme Zinsland
Zinsland ist eine Crowdinvesting-Plattform für Immobilien-Projektentwicklungen. Über die Plattform können Anleger mit geringen Anlagebeträgen direkt in Projektentwicklungen investieren. Auf diesem Wege können Projektentwicklungen finanziert werden und Entwicklern wird eine höhere Flexibilität in der Realisierung ihrer Vorhaben ermöglicht. Bisher konnte die Plattform über 23 Millionen Euro für Investitionen in 30 Projekte einsammeln. (JF1)